■ Mit Bahntarifen auf du und du
: Faules Überraschungsei

Bonn/Berlin (taz/dpa) – Gut getimet, direkt nach Ostern präsentiert die Deutsche Bahn AG ihrer Kundschaft höhere Fahrpreise. Ab 1. April steigen die Tarife in den alten Bundesländern um durchschnittlich 1,4, in den neuen Ländern um 4,85 Prozent.

Teurer wird zum erstenmal seit ihrer Einführung die Bahncard: 240 Mark statt bisher 220 Mark für die zweite Klasse kostet das Plastikkärtchen, dessen Besitzer ein Jahr lang Fahrkarten zum halben Preis erwerben können. Eine kleine Vergünstigung erhalten Bahncard-Inhaber bei der Fahrradmitnahme: Im Fernverkehr werden 9 statt 9,40 Mark fällig. Im Nahverkehr bis 100 Kilometer Streckenentfernung kostet jedes mitgenommene Fahrrad künftig einheitlich 6 Mark.

Ab April läßt sich auch mit den Sparpreisen nicht mehr ganz so viel sparen wie bisher. Der Supersparpreis ICE steigt von 230 auf 239, der Sparpreis für die übrigen Zugarten von 199 auf 209 Mark.

Ursprünglich sollte alles noch schlimmer kommen. Die Bahn wollte die Tarife in den östlichen Bundesländern auf Westniveau anheben; das hätte dort eine Verteuerung um 12,4 Prozent bedeutet. Die ostdeutschen Verkehrsminister intervenierten allerdings erfolgreich.

Nach Einschätzung des Fahrgastverbandes Pro Bahn rechtfertige die Qualität des Fernverkehrs keine Preiserhöhung; ein deutlich verbessertes Angebot jedoch sei nicht in Sicht.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisiert insbesondere den höheren Preis für die Bahncard. Diese neunprozentige Anhebung wäre allenfalls gerechtfertigt, wenn sich die Leistungen der Bahn AG gleichzeitig verbessern würden. Tatsächlich sei aber das Gegenteil der Fall. „Angesichts der wirtschaftlichen Lage und der chronischen Verspätungen bedeutet eine Verteuerung immer weniger statt mehr Bahnkunden“, kommentierte der stellvertretende VCD-Vorsitzende Heinz Klewe die Preispolitik.

Gegenvorschlag des VCD zur Attraktivitätssteigerung der Bahncard: Den Besitzern sollten Vorteile bei der Nutzung anderer Bahn-Angebote, bei Nachtzügen und bei der Gepäckbeförderung eingeräumt werden. Michael Schwager/gg