Ein Kiez liegt auf dem Trockenen

■ Am kommenden Dienstag schließen die Sauna und die Duschbäder im Stadtbad Oderberger Straße in Prenzlauer Berg. Zuletzt überstiegen die Kosten die Einnahmen um das Vierfache

Von welcher Sauna kann man schon behaupten, daß sie dem Kiez ein Zuhause ist? Daß man sich ganz besonders artig für den Aufguß bedankt? Sich lauter als sonst beschwert, wenn zwei Neulinge gleichzeitig in den Schwitzkasten trödeln, ohne zwischendurch die Tür zu schließen? Wo, wenn nicht im Saunabad des Stadtbads Oderberger Straße? Damit ist nun Schluß. Am kommenden Dienstag werden sowohl die Sauna als auch die Duschabteilung schließen.

Noch wohnen 50 Prozent der Bewohner des Sanierungsgebiets zwischen Oderberger Straße und Teutoburger Platz ohne Bad oder Dusche. Da schaffte das Bad Abhilfe. Für die Berliner Bäderbetriebe (BBB) ist das freilich kein Argument. Für BBB-Chef Manfred Radermachen zählt allein die Kohle. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. 1,25 Millionen Mark nämlich kostet der Unterhalt der maroden, kohlebetriebenen Heizungsanlage. Zuviel für ein Bad, das mit Reinigungsbad und Sauna nur Einnahmen in Höhe von 250.000 Mark zu verbuchen hat. Die Schwimmhalle selbst ist bereits seit 1986 geschlossen.

Betroffen von der Schließung, die der BBB-Aufsichtsrat im Februar dieses Jahres beschloß, sind aber nicht nur die Duschund Saunagäste, sondern auch die zehn MitarbeiterInnen des Stadtbads. Zwar sollen sie allesamt von den Bäderbetrieben übernommen werden, doch ihre Wohnungen in dem 1902 von Ludwig Hoffmann im Stil der Neorenaissance errichteten Bad müssen sie verlassen.

Der Tatsache, daß das denkmalgeschützte Gebäude nun völlig auf dem Trockenen liegt, kann Bernd Holtfreter freilich auch eine gute Seite abgewinnen. Der PDS-Abgeordnete und Initiator der Bürgerinitiative Stadtbad Oderberger Straße hofft nun, daß die Initiative das Bad übernehmen und sanieren kann. Statt wie vom Senat errechnet mit 55 Millionen Mark will die Initiative das Bad mit der Hälfte der Summe sanieren. Selbst die Zusage für einen Kredit einer Nichtberliner Bank kann die Initiative vorweisen. Vorgesehen ist neben der Wiedereröffnung der Schwimmhalle, die ausdrücklich kein Erlebnisbad werden soll, die Errichtung eines Jugendhotels. Das Land Berlin, so die Rechnung, müsse anschließend den laufenden Betrieb sicherstellen und das Gebäude mieten.

Noch gibt es keine offizielle Reaktion auf das Angebot. Doch auch der Senat und mit ihm die Bäderbetriebe stecken in der Klemme. Zwar soll das Gebäude seit längerem verkauft werden. Doch bisher haben die Denkmalschutzanforderungen noch jeden potentiellen Investor abgeschreckt. Uwe Rada