■ Mit Flugzeugrissen auf du und du
: Boeing mit Schlagseite

Bonn (taz) – Der größte Flugzeughersteller der Welt, die Boeing Company in Seattle, hat einen Bericht der BBC zurückgewiesen, nach dem die Boeing 737 einen gefährlichen Defekt am Seitenruder haben soll. Zuvor hatte der englische Sender behauptet, die 737 könne aufgrund dieses Fehlers nicht den gleichen Sicherheitsstandard bieten wie vergleichbare Passagiermaschinen dieser Klasse.

Die BBC berief sich auf einen Bericht der US-Flugsicherheitsbehörde NTSB. Die Behörde würde schon bald ihre Einschätzung bekanntgeben, nach denen durch das Seitenruder-Problem „ein oder zwei große Luftfahrt-Katastrophen“ verursacht wurden.

Goerge Kauders, Boeing- Sprecher in Frankfurt, betonte dagegen, daß kein Grund zur Beunruhigung bestehe. Man arbeite bereits seit Januar an der Umrüstung des betreffenden Elements. Mit den Fluglinien sei eine Kontrolle alle 250 Flugstunden vereinbart worden.

Die NTSB hatte im Februar derartige Kontrollen angeregt, nachdem in Tests Fehlfunktionen an den Leitwerken nicht mehr ausgeschlossen werden konnten. US-Vizepräsident Al Gore hatte bereits im Januar angekündigt, Boeing werde ein zweijähriges Programm zur Veränderung der Seitenruder von „einigen“ Boeing 737 in Gang setzen. Demgegenüber meinte die BBC jetzt, daß der festgestellte Fehler alle Maschinen dieses Typs betreffe. Auch würden weiterhin pro Monat etwa zehn Maschinen dieses Typs in alle Welt verkauft.

Tatsächlich waren in der Vergangenheit zwei Flugzeugabstürze in den Jahren 1991 und 1994 mit nicht einwandfreiem Funktionieren des Seitenleitwerks in Verbindung gebracht worden. In sehr ungünstigen Fällen könne es bei extremen Temperaturbedingungen dazu kommen, so meinten zumindest einige Beobachter, daß das Seitenleitwerk von sich aus Steuerbewegungen ausführe, die vom Piloten nicht angeordnet und kaum zu korrigieren sind. In diesem Zusammenhang war auch von der Hydraulik des Leitwerks die Rede.

Bei der 737 handelt es sich um das meistverkaufte Düsenverkehrsflugzeug der Welt. Die zweimotorige Maschine, in der Grundversion für etwa 100 Passagiere ausgelegt, wurde etwa 3.000mal verkauft und ist in aller Welt im Einsatz. Gerade hat Boeing mit der Herstellung einer neuen 737-Familie begonnen. A. Johansen