Stoiber will entscheiden

■ Bayerns Ministerpräsident schaltet sich in Streit um Kirch-Kredit ein

München/Berlin (AP/taz) – Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber hat den heftig umstrittenen Milliardenkredit für Medienmogul Leo Kirch zur Chefsache erklärt. Nachdem die Vorwürfe wegen angeblicher Begünstigung Kirchs immer lauter geworden waren, griff Stoiber gestern in die Debatte um die geplante Finanzspritze für den Großunternehmer ein. Er kündigte an, sich nach Ostern über „die Frage einer Beteiligung“ der Bayerischen Staatsbank an dem Großkredit informieren zu lassen. „Vorher werden keine Entscheidungen getroffen“, ließ er durch seine Staatskanzlei mitteilen.

Unterdessen hielt der Sturm der Entrüstung auch am Mittwoch an. Stoibers hessischer Amtskollege Hans Eichel kritisierte den Großkredit als „krasse Wettbewerbsverfälschung“. Der SPD-Ministerpräsident warnte vor einer medienpolitisch inakzeptablen Parteinahme für die Kirch-Gruppe.

Nach Angaben der bayerischen SPD wird über den Großkredit verschiedener Banken, an dem der Freistaat Bayern einen Löwenanteil übernehmen will, erst nach dem 8. April entschieden. Zuvor werde erst noch der Haushaltsausschuß im Landtag über die Konditionen und Risiken der Finanzspritze informiert. SPD-Landeschefin Renate Schmidt zeigte sich überzeugt, daß Stoiber durch den „heftigen Gegenwind in der Öffentlichkeit kalte Füße bekommen“ habe. Ein stilles Abwickeln des Geschäfts in den Osterferien für „CSU-Spezi Kirch“ sei vorerst durchkreuzt.

Am Mittwoch wurde auch bekannt, daß der Kirch-Sender Digitales Fernsehen DF1 noch größere Verluste machen wird als bisher angenommen. Nach Untersuchungen der Investmentbank Credit Suisse First Boston drohe DF1 in den nächsten drei bis vier Jahren weit über zwei Milliarden Mark Verlust – vorausgesetzt, der Konkurrenzkampf zwischen dem Kirch-Sender und Premiere um Pay-TV in Deutschland setze sich unvermindert fort. gg