Unterm Strich

Der Schauspieler und Regisseur Hans Quest, dem Wolfgang Borchert sein Drama „Draußen vor der Tür“ widmete, ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Er erlag in München einem schweren Krebsleiden, teilte sein Schauspielkollege und Freund Karl Lieffen der dpa am Samstag abend mit. Die Rolle des Kriegsheimkehrers Beckmann, die ihm Borchert 1947 auf den Leib schrieb, hatte Quest in der Hamburger Uraufführung – einen Tag bevor der Autor starb – über Nacht bekanntgemacht. Sein Filmdebüt vor der Kamera gab er 1950 bei der DEFA: Nach seiner Darstellung des Entdeckers der Porzellanherstellung, Böttger, in dem DEFA-Film „Die blauen Schwerter“ erhielt er eine offizielle Einladung Stalins in die UdSSR. Auch als Regisseur schrieb Quest mit Komödien wie „Wenn der Vater mit dem Sohne“ (1955) und „Charleys Tante“ (1961), jeweils mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle, ein Stück deutsche Filmgeschichte. Außerdem drehte er seit Anfang der sechziger Jahre zahlreiche TV-Krimifolgen von „Der Kommissar“, „Derrick“ oder „Der Alte“.

Ida Ehre, einstige Prinzipalin der Hamburger Kammerspiele, erinnerte sich an den 1915 geborenen Schauspieler einmal im Interview: „Borcherts Beckmann war ein armer Hund. Hans Quest kam damals gerade aus der Gefangenschaft und sah exakt so aus. Außerdem war er begabt.“ Quest selber erzählte über den mit 26 Jahren gestorbenen Dichter: „Ich habe ihn nur viermal besuchen können. Daß er mir sein Stück widmete, bewegte mich sehr. In Diskussionen und zahllosen Antworten auf Briefe von ratsuchenden jungen Menschen, die im Grunde alle an Borchert gerichtet waren, habe ich später versucht, ihn würdig zu vertreten und das Andenken des Toten zu ehren.“

In Münster soll das erste Picasso-Museum in Deutschland entstehen und fast das gesamte lithographische Werk des spanischen Malers ausstellen. Wie die Westfälischen Nachrichten und Focus am Wochenende berichteten, soll das Kunsthaus 1999 eröffnet werden. Damit hole der im Münsterland beheimatete Besitzer der Sammlung die bisher in der Stuttgarter Staatsgalerie untergebrachten Grafiken zurück, hieß es.

Ein ungenannter Spender hat den Berichten zufolge zusammen mit der Sparkasse Westfalen-Lippe und der Westdeutschen Landesbank die „Sparkassen-Stiftung Pablo Picasso. Die Lithographische Sammlung“ gegründet. Die Neugründung wird mit 20 Millionen Mark ausgestattet. Die Stiftung habe sich verpflichtet, die Werke „zusammenhängend in Westfalen-Lippe aufzubewahren, zu zeigen sowie zu pflegen und zu erweitern“, schreiben die Westfälischen Nachrichten. Die meisten der Bilder wurden zwischen 1944 und 1950 von Picasso in einem Atelier in Paris hergestellt. Die Sammlung gilt in ihrer Vollständigkeit mit fast 770 Blättern als einzigartig. Voraussichtlich werden die Kunstwerke in dem 1788 erbauten Druffelschen Hof in Münster ausgestellt, der bis Anfang 1999 für drei Millionen Mark umgebaut wird. Picasso-Museen gibt es bisher in Antibes, Barcelona, Paris und Malaga.

Deutschland sollte in Moskau ein europäisches Museum für die Kriegsbeute aus dem Zweiten Weltkrieg „als Zeichen der Versöhnung“ bauen. Diesen Vorschlag machte am Wochenende der Leiter des internationalen Troja-Ausgrabungsteams, der Tübinger Prähistoriker Prof. Manfred Korfmann in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Stuttgart. Die Rückgabe zahlreicher Kulturgüter aus deutschen Museen und Archiven, zu denen auch der von dem deutschen Amateurarchäologen Heinrich Schliemann (1822-1890) in Troja ausgegrabene sogenannte Schatz des Priamos gerechnet wird, ist seit Jahren zwischen Deutschland und Rußland umstritten.

Vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Verbrechen und des Diebstahls zahlloser Kunstgegenstände aus jüdischem Besitz würde Deutschland im Streit um die sogenannte Beutekunst mit einem derartigen Museum einen wesentlichen Beitrag zum „Frieden in der Kultur“ leisten, meinte Korfmann weiter. Es gehe ihm nicht um die juristische, sondern um die ethische Frage. „Die Forderung, das alles an die ursprünglichen Aufbewahrungsorte in Deutschland zurückgelangen müsse, ist zu überdenken.“

Die Herkunft der in Moskau und Petersburg lagernden Kulturgüter, die am Ende des Zweiten Weltkrieges aus Deutschland in die damalige Sowjetunion gebracht worden waren, sei teilweise noch ungeklärt. „Es ist nicht nur sauberes Material“, betonte Korfmann unter Hinweis darauf, daß es sich teilweise auch um Kunstwerke aus verschiedenen Ländern handelt. Darüber hinaus sei zu berücksichtigen, daß hier auch beschlagnahmter Besitz verfolgter Juden mitenthalten sein könne. Dies erfordere von Deutschland „ein bißchen mehr Bescheidenheit und ein bißchen mehr Gespür für die Menschen in Rußland“. Ziel seines Vorschlags sei es, „daß man dann nicht mehr sagt, das ist meins, das ist deins, sondern das ist unser“.

Ein derartiges Museum könne mit dem seit langem geplanten Museum auf dem weltberühmten Troja- Grabungsfeld in der Türkei kooperieren. Dieses etwa acht Millionen Mark teure Projekt müsse endlich verwirklicht werden, forderte Korfmann.