„Handwerk hat grünen Boden“

Hamburgs Handwerkskammer präsentiert 16 Kandidaten für die Bürgerschaft. Die Parteien dürfen sich ihre Männer aussuchen  ■ Von Sven-Michael Veit

Einer geht noch rein: Dieses hoffnungsvolle Motto der biederen Fußball-Handwerker der Hamburger Bundesligisten HSV und FC St. Pauli hat sich nun auch die Handwerkskammer Hamburg zu eigen gemacht. 16 parteilose Männer präsentierte sie gestern als Kandidaten für die Bürgerschaftswahl im September. Ziel sei es, so Hauptgeschäftsführer Jürgen Hogeforster, im Parlament der Hansestadt künftig „eine praxis- und handwerksgerechte Politik zu verwirklichen“.

Dafür sorgt bislang nur einer: Der Gas- und Wasserinstallateur Karl-Heinz Hoheisel, seit dreieinhalb Jahren Mitglied der CDU-Fraktion, ist der einzige handwerklich beschlagene Volksvertreter. Zu wenig, meint die Kammer, die monatelang laut darüber nachdachte, mit einer eigenen Handwerkerliste zur Wahl anzutreten. Die Idee wurde allerdings Ende Januar verworfen. Stattdessen fordert Hogeforster nun „von SPD, CDU, GAL und FDP“, das „großartige Personenangebot“bei der Aufstellung ihrer Kandidatenlisten für die Bürgerschaftswahl „gebührend zu berücksichtigen“.

„Grundsätzlich positiv“steht Wulf-Rüdiger Brocke dem Ansinnen gegenüber. Der Landesgeschäftsführer der CDU würde „die Kompetenz des Handwerks“gerne im Parlament sehen. Mit der Kammer habe es bereits intensive Kontakte gegeben, und der jetzige Abgeordnete Hoheisel sei ja „erneut im Gespräch“. Ob und auf welchem Listenplatz er aufgestellt würde, sei „aber natürlich noch offen“, da die zuständigen Parteigremien erst im Laufe des Monats über die Kandidaten befinden werden.

Während bei SPD und FDP gestern niemand zu erreichen war, der eine offizielle Stellungnahme zu dem Vorstoß der Handwerkskammer abgeben mochte, bemühte sich die Statt Partei um Schadensbegrenzung. „Keine Mißachtung“sieht Pressesprecher André Becker in der Tatsache, daß die Grauen nicht aufgefordert wurden, sich einen Handwerker von der Liste auszusuchen. „Wir haben unsere Kandidaten ja bereits Anfang März benannt“, so Becker. Bis dahin war trotz „Gesprächen mit der Kammer“kein Möchtegern-Parlamentarier vorstellig geworden. Und nun „sei es eben leider zu spät“.

Am weitesten ist ausgerechnet die Partei, die bislang nicht als Speerspitze der Mittelständler und Gewerbetreibenden galt. Auf der Kandidatenliste der GAL, die am übernächsten Wochenende von der Mitgliederversammlung abgestimmt wird, stehen gleich drei Herren, die von der Handwerkskammer als Vertreter ihrer wie des Volkes Interessen gern gesehen würden (siehe Interview). Landesgeschäftsführer Bernt Farcke sieht das positiv: „Handwerk hat nicht nur goldenen Boden, sondern auch grünen“.