Geständiger Täter

■ Organisator der Demo gegen Den Haager Anschlag zündet Wohnung an

Den Haag (taz) – Nach dem Brandanschlag, bei dem am vergangenen Mittwoch in Den Haag sechs Türken ums Leben kamen, ist gestern ein weiterer „Anschlag“ verübt worden. Wie die Staatsanwalt mitteilte, hat diesen der Organisator einer Protestkundgebung für die Anschlagsopfer, Martin de Goede, selbst in seiner Wohnung gelegt. De Goede wurde festgenommen, über sein Handlungsmotiv wurde zunächst nichts bekannt. Das Feuer hatte er in der Nacht zum Dienstag entzündet. Ein Passant hatte den Brand entdeckt, die herbeigerufene Polizei konnte ihn mit einem Feuerlöscher stoppen. De Goede blieb unverletzt und war seit der Tat an einem unbekannten Ort untergetaucht.

Bereits am Sonntag hatte der 56jährige de Goede einen Drohbrief mit der Parole „Tod allen Freunden von Ausländern“ erhalten. Auch die Bewohnerorganisation „'t Hoefeiser“ (Das Hufeisen), die den Protestmarsch veranstaltete, und ein zweites Mitglied der Organisation bekamen Kopien des Schreibens. Die Polizei hatte nach Bekanntwerden der Drohbriefe ihre Streifen vor den Wohnungen der Betroffenen verstärkt. Ob de Goede auch die Drohbriefe selbst verfaßt hat, ist bisher nicht bekannt.

Die Opfer des Anschlages waren am vergangenen Samstag in der Osttürkei unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beerdigt worden. Eine Delegation der türkischen Regierung will in der kommenden Woche in die Niederlande reisen. Sie will die Frage klären, wie die Den Haager Behörden vorgehen wollen, um den Anschlag aufzuklären. Innenminister Hans Dijkstal hatte gestern den Vorwurf Ankaras zurückgewiesen, die Niederlande kritisierten oft Menschenrechtsverletzungen in anderen Ländern, kehrten aber nicht vor der eigenen Haustür. „Die (türkische) Regierung soll sich dort um die Menschenrechte kümmern und uns hier an der Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung arbeiten lassen“, sagte Dijkstal. Harald Neckelmann