Die Suche nach dem silbernen Mondapfel

■ Das Londoner Electro-Pop-Duo Laika schließt mit kindlichem Futurismus und Schneekugeln die Lücke zwischen Analog-Rock und digitalem Herumstreunen

Wenn es vor zwei Jahren um die Schnittmenge zwischen analoger und digitaler Musikproduktion ging, wurde regelmäßig Too Pure erwähnt. Hatte doch das englische Label die Verwirrung der Rockisten, die an allen Ecken mit elektronischer Klangerzeugung und deren Kanälen konfrontiert wurden, etwas gedämpft, indem Too Pure wenigstens noch wie ein Independent-Label vertrieben wurde und gängige Bandformate und genügend Innerlichkeitsästhetik beibehielt.

Exemplarisch dafür stand das Duo Laika, das seine Platten zwar am Apple „at home“fertigt, live aber als fünfköpfige Formation selbst Hand anlegte. So hatte n Margaret Fiedler (Ex-Moonshake) und Guy Fixsen entscheidenden Anteil daran, daß sich der einfache Gegensatz zwischen Analog-Rock und Electronic-Listening-Music auflöste. Das war vor gut drei Jahren, als der russische Weltraumhund Silver Apples Of The Moon suchte.

An dieser Art kindlichen Futurismus' stricken Laika auf Sounds Of The Satellites weiter. Das Cover ziert eine Schneekugel, die den Kläffer mit Weltraumhelm auf einem fremden Planeten zeigt. Die Szene konserviert den improvisierten Charme der „Augsburger Puppenkiste“und die kindliche Fantasie, die der Sonne ein Gesicht aufsetzt. Dabei ist Kindheit für Laika nur ein Rückzugsraum für die Beschreibung urbaner Befindlichkeiten. So handeln ihre Texte von Schlaflosigkeit, Bettkäfern und dem Heimweh eines „poor gal long way from home“.

Gegenüber dem letzten Album, das das Musikmagazin Mojo noch als „fehlendes Bindeglied zwischen dem Avant-Funk von Can und dem Ambient-Jungle der Londoner Piratensender“bezeichnete, hat das Paar jedoch an Tempo verloren. Nach ausführlichen Touren mit MC 900ft Jesus und Tricky, die ganz ähnliche Themen umtreibt, haben sich Laika etwa bei „Almost Sleeping“etwas von deren traumwandlerischer Ruhe angeeignet.

Vielleicht hängt die Beruhigung auf Sounds Of The Satellites aber auch einfach an ihrem Umzug in einen ruhigeren Stadtteil Londons. „Zwar klingt es immer noch belebt“, meint die Musikzeitschrift Spex, „allerdings mehr wie eine Überlandfahrt im Abendrot als eine in Neonlicht getränkte Kreuzung zweier Hauptverkehrsadern.“

Volker Marquardt Mi, 9. April, 21 Uhr, Logo