Sylter Salat mit Plaudersauce

■ Das Duo „Quenn B“stellte sich zum ersten Mal in Bremen vor und gab sich dabei mindestens drei Nummern zu theatralisch

Rotes Licht fällt auf die Federpuschel an der Säule, die Blondtoupierte stapft zum Flügel und spielt ein Motiv ganz klein, ganz hell, weit oben auf der Tastatur. Dann setzt sie sich. Offenbart – „Oh oh oh, we will find a way“– eine überraschend tiefe Stimme. Die Dünnere, Dunklere, lockiger Toupierte kommt hinzu. Und schon schmalzt ein Duett über das Publikum im gut besuchten Jungen Theater hinweg, als wären Fünfzigtausend mindestens gekommen und winkten andachtsvoll mit ihren Feuerzeugen.

Diese Emphase. Dieses Schwenken mit den Schlagärmeln. Wer hat den beiden Sylterinnen bloß gesteckt, daß große Gesten in den ersten Song gehören? Daß große Gesten überhaupt zu Ina Müller oder Edda Schnittgard passen? „Queen B“, erläutern sie die Namensgebung ihres Duos, „wie Brennstoffverwertungsanlage, Bundeswehr, Bett“. Das trifft den Horizont viel besser. Auch die Erläuterung der Herkunft fügt sich ein: „Es heißt nicht ,in Sylt'. Es heißt ,auf Sylt'. Man kann auch auf Sylt kommen.“

So humorvoll geht es lange, lange weiter. Dann der zweite Song. Wieder ist alles drei Nummern zu theatralisch. Und für Gospel ohne Begleitung reicht auch das ganz ordentliche Ausdruckspotential der Stimmen von Queen B nicht aus. „We come up empty handed“, klagt weich das dritte Stück, doch was hat „the blood from the banded“eigentlich mit dem nordfriesischen Inselreich zu tun?

Schließlich wird es dann doch noch deutsch. Sozusagen blau und weiß gestreift: „Über mir der Himmel, unter mir der Strand, Salz weht mit dem Wind an Land.“Hafencafé reimt sich auf Sehnsucht nach Schnee, die Melodie ist hübsch, das Arrangement recht nett, mehr aber nicht. „Touristen sind Scheiße“, erfährt das Publikum als Einleitung zur nächsten Plauderei, und spätestens jetzt ist der Moment gekommen, da man sich fragt, worin die Beratung durch Gerburg Jahnke von den „Missfits“eigentlich bestanden haben soll. Ein Salat aus Musette und Hiphop, „voglia di vivere“und platten Sprüchen müßte wesentlich pfiffiger angerichtet sein, damit er schmeckt. Sophia Matenaar

„Queen B“bis Sonnabend um 20.30 Uhr sowie am Sonntag um 19 Uhr im Jungen Theater