Beamte mögen Zubrot

■ Vier von zehn kassieren nebenbei

Sie sollen „mit voller Hingabe“ dem Staate dienen, steht im Gesetz. Durchaus hingebungsvoll widmen sich auch die BeamtInnen an der Spree den ins Gerede gekommenen Nebentätigkeiten – als Fußballtrainer, Geschäftsführer, Gutachter oder Schlichter. Bis zu 40 Prozent der StaatsdienerInnen gehen Außerdienstlichem nach, ergab eine Anfrage der Bündnisgrünen an den Senat. Alle grünen Landtagsfraktionen in der Republik haben solche Anfragen gestellt.

In Berlin haben Beamte millionenschwere Honorare abseits ihres Büros nicht erzielt. Aber es seien auch „keine Peanuts“, meinte gestern der rechtspolitische Sprecher der Grünen, Norbert Schellberg, wenn eine Berliner Gerichtspräsidentin 150.000 Mark und 40.000 Mark für Schlichtertätigkeiten erhält. Der hessische Oberlandesgerichtspräsident Horst Henrichs hatte Ende letzten Jahres 1,36 Millionen Mark für ein einziges Gutachten eingestrichen.

Der Anteil der Nebenbeschäftigung ist teilweise erheblich. In der Senatsverwaltung für Justiz etwa gehen 36 Prozent der zum Richteramt Befähigten fremd. Besonders ArbeitsrichterInnen kümmern sich um mehr, als Justitias Waage auszupendeln: Vier von zehn Arbeitsrichtern schlichten außerhalb des Gerichts – für Bares. Die Grünen wollen nun das Landesbeamtengesetz geändert wissen: Beamte, deren Nebenerwerb mehr als 10 Prozent des vertraglichen Arbeitspensums beträgt, sollen im Büro entsprechend weniger arbeiten und verdienen.

Eine spannende Antwort steht indes noch aus: Die Wissenschaftsverwaltung weiß noch nicht, wie viele Professoren nebenbei verdienen. In Rheinland-Pfalz hatten die Grünen herausgefunden, daß Profs bis zu 5 Millionen Mark jährlich extra einstreichen. cif