UN-Bericht geißelt die Gewalt gegen Frauen

■ Sonderberichterstatterin empfiehlt Schulungsprogramme für Polizei und Justiz

Genf (dpa) – Vergewaltigung, Zwangsprostitution, Frauenhandel und sexuelle Belästigung haben nach Ansicht der UN-Menschenrechtsexpertin Radhika Coomaraswamy weltweit beängstigende Ausmaße angenommen. Die Sonderberichterstatterin der UN-Menschenrechtskommission rief die Staaten in ihrem am Mittwoch in Genf vorgelegten Bericht auf, Gewalt gegen Frauen entschiedener zu bekämpfen.

In ihrem 45seitigen Report verweist Coomaraswamy auf Befragungen von Frauen an Hochschulen und Universitäten in Kanada, den USA und Großbritannien, nach denen mindestens jede sechste Frau schon Opfer sexueller Gewalt war. Die Dunkelziffern seien in aller Welt hoch, weil Rechtssysteme und Traditionen die Opfer meist nur mangelhaft schützten. Beim Thema sexuelle Belästigung Angestellter „hat sogar die UN eine gewisse Unempfindlichkeit gezeigt“, meint die Juristin aus Sri Lanka unter Hinweis auf einen Fall in der New Yorker UN-Zentrale.

Handel mit Frauen werde längst nicht nur vom armen Süden in den reichen Norden betrieben. Inzwischen gebe es regionale Netze, die Frauen etwa aus Uganda in die Bordelle Kenias verkauften, von Kolumbien nach Venezuela oder Ecuador schafften oder systematisch Mädchen in die Lager brasilianischer Minenarbeiter verfrachteten. „Die Feminisierung der Armut im Heimatland“ sorge laufend für mögliche neue Opfer, schreibt die Berichterstatterin.

Ein zunehmendes Problem ist nach Ansicht Coomaraswamys auch Gewalt gegen Gast- und Wanderarbeiterinnen. Frauen aus armen Staaten oder Regionen werden von ihren Arbeitgebern oftmals schikaniert, wirtschaftlich ausgebeutet oder mit falschen Verträgen gelockt und in die Prostitution gezwungen. Coomaraswamy beklagt zudem gegen Frauen gerichteten religiösen Extremismus.

Ein besonders drastisches Beispiel sei Afghanistan, wo unter der Kontrolle der radikalen Taliban Frauen praktisch keine Rechte mehr hätten. Erwähnt werden auch traditionelle Riten in Indien wie die Verbrennung von Witwen sowie das Erstarken christlich-fundamentalistischer Gruppen in den USA, die etwa als militante Abtreibungsgegner auftreten.

Die Juristin empfiehlt unter anderem Schulungsprogramme für Polizei und Justiz, um Gewalt gegen Frauen besser bekämpfen zu können. Sie regt zudem Studien an, um den Einfluß neuer Technologien auf die Verbreitung von Pornographie zu untersuchen.