Atommüllfreie Wüste

■ Kein radioaktiver Abfall für Ägypten

Kairo (taz) – Viel Wirbel erzeugten in den letzten Tagen ägyptische Presseberichte über die vermeintliche Deponierung von 20.000 Tonnen aus Deutschland stammenden radioaktiven Abfalls in der westlichen Wüste. Verbreitet wurden die Berichte in der ägyptischen Abendzeitung Al- Mesa. „Wir werden solange nicht ruhen, bis die Verantwortlichen ausfindig gemacht, vor Gericht gestellt und bestraft werden“, hieß es warnend in einem Kommentar der Zeitung.

Laut deutschen Experten vor Ort handelt es sich bei der Deponie um eine Art Müllentsorgungs-Entwicklungsprojekt. Eine ägyptische Chemiefirma, Misr Chemical Company, hatte jahrelang zur Reinigung von Trinkwasser ein veraltetes Verfahren angewendet, bei dem große Mengen Quecksilber als Abfallprodukt anfielen, die dann unmittelbar neben der Fabrik ungeschützt deponiert wurden.

Die deutsche Entwicklungsbank Kreditanstalt für Wiederaufbau stellte nach Verhandlungen, die bereits 1991 begonnen hatten, einen 172-Millionen-Mark-Kredit zur Verfügung, damit das Reinigungsverfahren auf eine umweltfreundlichere Technik umgestellt wird. Daneben wurde der kontaminierte Beton der Altanlage versiegelt und in Container abgepackt, die dann wiederum mit der Genehmigung von mehreren ägyptischen Ämtern zu besagter Mülldeponie in der westlichen Wüste transportiert wurden.

In einem der letzten Kommentare hatte die Zeitung Al-Mesa noch einmal Deutschland angegriffen, das nicht nur im Zweiten Weltkrieg Tausende von Minen in der westlichen Wüste vergraben hatte, die bis heute zahlreiche Ägypter das Leben kosteten, sondern nun auch den gleichen Ort benutze, um seinen lebensgefährlichen Abfall abzuladen. Karim El-Gawhary