Soll der Lappen 1,02 Euro kosten?

■ Firmen haben Probleme mit der Währungsumstellung

Berlin/Bonn (taz/dpa) – Vielen Unternehmern ist immer rätselhafter, wann sie von der D-Mark auf den Euro umstellen müssen: gar nicht, 1999 oder im Jahr 2002. Der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) hat jetzt jeglichen Überlegungen des Bundesfinanzministeriums eine Absage erteilt, die Verwaltung erst im Jahr 2002 auf den Euro umzustellen. Der Vertrag von Maastricht erlaubt nämlich nach dem geplanten Start der Europäischen Währungsunion am 1. Januar 1999 eine dreijährige Übergangszeit, bis der Euro alleiniges Zahlungsmittel wird.

Der DIHT kritisiert, daß eine späte Umstellung der Finanzbehörden vielen Unternehmen zusätzliche Kosten verursachen würde. Firmen, die ihre Buchhaltung in der neuen Währung machten, müßten diese für Steuererklärungen und Bilanzen wieder in D- Mark zurückrechnen. In der öffentlichen Verwaltung hat man anscheinend unterschätzt, welche Herausforderung die Umstellung darstellt – von der Parkuhr bis zum Steuerbescheid. Und da bis 1998 offenbleibt, ob die wesentlichen Beitrittskandidaten überhaupt den Sprung in die Währungsunion schaffen, haben die Behörden außer der Einrichtung einiger Arbeitsgruppen wenig unternommen.

In der Wirtschaft arbeiten vor allem die großen Konzerne daran, sich frühzeitig auf den Euro einzustellen. Sie fürchten, daß sie im europäischen Handel Probleme bekommen, wenn andere Länder schon Anfang 1999 auf den Euro umstellen. Diese Umstellung ist trotz dann festgelegter Wechselkurse nicht ganz einfach. Soll eine Firma zum Beispiel Putztücher, die bisher 1,99 Mark kosten, künftig dem aktuellen Umrechnungskurs entsprechend für 1,02 Euro anbieten oder lieber einen Preisnachlaß auf 99 Cent hinnehmen?

Doch noch immer müssen die Unternehmen damit rechnen, daß sie sich vergeblich beeilen, auf den Euro umzustellen. Zwar dürften die EU-Finanzminister bei ihrem Treffen am Wochenende im niederländischen Noordwijk den Zeitplan zur Euro-Einführung bestätigen. Spannend wird es aber, wenn im Mai in Bonn die Steuerschätzung für 1997 vorliegt. Diese soll Hinweise darauf geben, ob das deutsche Haushaltsdefizit innerhalb der Limits des Maastricht- Vertrages bleibt.

Derzeit bleiben die Steuereinnahmen hinter den Erwartungen zurück. Der baden-württembergische Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder (CDU) appellierte an die Wirtschaft, zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen. Dies würde sich für die Unternehmen durchaus rechnen. Denn wenn der Euro kommt, würden für die Wirtschaft Währungstransaktionskosten von jährlich rund 30 Milliarden Mark wegfallen. „Dies sollte den Unternehmen etwas wert sein“, meinte er. lieb