Sagerhafte Mobilmachung

Flügelstreit in der GAL: Kampfansage der Realos gegen die linke Parteiströmung und für Frontfrau Krista Sager  ■ Von Marco Carini

Ring frei zum grünen Machtkampf: Gut eine Woche, bevor die GAL auf einer Landesmitgliederversammlung über ihre BürgerschaftskandidatInnen entscheiden wird, geht die realpolitische Mehrheitsströmung auf Konfrontationskurs zum linken Parteilager.

In einem dramatisch formulierten „Aufruf“(„Die Lage ist ernst“) kündigt die Gruppe „SOFA“(Sozietät ohne feste Ansichten), der etwa Fraktionschef Willfried Maier und die GAL-Frontfrau Krista Sager angehören, an, daß um jeden einzelnen Platz auf der Wahlliste „hart gekämpft werden“wird. Deshalb sollten, so der interne Aufruf, alle Personen aus dem realpolitischen „Umfeld“, von denen man auch nur „ahne“, daß „sie uns zugetan sind“, für die Mitgliederversammlung als Stimmvieh mobilisiert werden.

Im linken Parteiflügel löst die Kampfansage der Realos Befürchtungen aus. So mutmaßt der GAL-Bürgerschaftsabgeordnete Norbert Hackbusch, daß „der Konsens, daß die Liste nach Strömungen gemischt werden soll“, von den RealpolitikerInnen aufgekündigt werden könnte. Eine GAL-Abgeordnete des linken Flügels formuliert es noch drastischer: „Die wollen richtig durchzocken, damit es um jeden Preis zur Koalition kommt.“GAL-intern macht längst das Schlagwort vom „Abgesang auf den innerparteilichen Pluralismus“die Runde.

Der Vorstoß der SOFA-Gruppe, der gut 40 grüne RealpolitikerInnen angehören, hat zwei Gründe: „Krista Sager hat Angst, im Kampf um den ersten Listenplatz zu unterliegen“, räumt einer der Realos ein. Eine Niederlage der ehemaligen Bonner Parteisprecherin gegen ihre Gegenkandidatin Anna Bruns aber käme, so das SOFA-Papier, „einer Abstrafung gleich“, die „verheerende Folgen für unseren Wahlerfolg“hätte. Da die prominente Reala zudem offengelassen hat, ob sie für einen anderen Listenplatz zur Verfügung steht, befürchten Sager-Fans nun, daß ihnen ihr Zugpferd ganz abhanden kommen könnte.

In dem Aufruf wird den Parteilinken zudem vorgeworfen, sich von dem „programmatischen Konsens“der GAL „verabschiedet“zu haben, und der Anspruch formuliert, „eine realpolitische Mehrheit in der Fraktion“auf dem Kandidaten-Parteitag durchzusetzen. „Da sollen Köpfe rollen“, befürchtet eine GALierin des linken Flügels: „Wer nicht stromlinienförmig auf rot-grün setzt, gilt nur noch als Sicherheitsrisiko für die angestrebte Koalition.“

Während die HardlinerInnen beider Gruppierungen auf einen Kampfabstimmungs-Showdown am zweiten April-Wochenende setzen, wollen andere GALierInnen die verbleibenden acht Tage für strömungsübergreifende Gespräche hinter den Kulissen nutzen, um die aufgebrochenen Risse im letzten Moment doch noch zu kitten. Ob das gelingt, ist fraglich. „So polarisiert wie heute“, meint ein SOFA-Mitglied, „war die Stimmung in der GAL schon seit Jahren nicht mehr.“