Betr.: "Transit - Passagen globaler Kooperation"

Inzwischen zieht der kometenhafte Aufstieg des Wortes „Globalisierung“ einen ganzen Schweif von Angstphantasien hinter sich her. Die PR-Abteilung der Asea Brown Boveri AG hat sich in dieser Lage entschlossen, auf die Kunstfotografie zurückzugreifen, die jenseits der verhaßten „Leistungsbilanzen“ dichtere Beschreibungen davon geben soll, wie das Wechselspiel zwischen internationaler Energieproduktion und lokaler Nutzung eben auch vorgestellt werden kann: als emphatischer Modernisierungsschub, der sich an lokale Traditionen durchaus anschmiegt. Angesetzt auf vier ABB- Kraftwerke in Malaysia, Ägypten, Bahrein und Rumänien haben die beiden Fotografen Henrik Spohler und Peter Bialobrzeski sich aufgemacht, teils durch Abstraktion in die klassischen, graphischen Formen der Industriefotografie, teils durch Porträts, teils durch gemäldestarke Landschaftsaufnahmen dem Angstwort seinen Schrecken zu nehmen. Obwohl die Absicht („Es lebe die Kernkraft“) deutlich zu spüren ist, verstimmt sie nicht. Das Erhabene, das Fotografien von Kraftwerksanlagen gern eigen ist, wird hier durch Porträts selbstbewußter arabischer Ingenieure oder rumänischer Maschinenschlosser konterkariert. Essays des Philosophen Francis Fukuyama und des Kurators der Londoner Photographer's Gallery insistieren darauf, daß Globalisierung nicht einfach Tradition vernichtet, sondern eigenartige neue hervorbringt.(mn)

„Transit – Passagen globaler Kooperation“. Verlag Edition Braus, geb., mit 58 Sw.-Abb., 78 DM