Schaden Stockschläge und Ohrfeigen?

■ HSV 0:3 gegen Bayern und St. Pauli 0:2 in Düsseldorf: Beide Hamburger Bundesliga-Clubs im Abstiegskampf. HSV-Coach Felix Magath will das nicht wahrhaben und sucht Schuld bei anderen

Seit Felix Magath Trainer beim HSV ist, hat der ehemalige Nationalspieler nie einen Hehl daraus gemacht, daß für ihn Disziplin das Maß aller Dinge ist. Man müsse täglich Druck ausüben, denn nur der Stärkere überlebe. „Zu meiner Schulzeit gab's noch Ohrfeigen und Stockschläge. Na und – das hat mich richtig stark gemacht“, sagte Magath erst vor wenigen Tagen der Kölner Kopf-ab-Gazette Express. Beständig wie eine tibetanische Gebetsmühle leiert der 43jährige sein fußballerisches Credo herunter: „Die Spieler müssen Verantwortung übernehmen und selbstkritisch sein.“

Wenn es um die eigenen Schwächen geht, nimmt es Magath mit seinen moralischen Ansprüchen nicht ganz so genau. Anstatt nach der 0:3-Niederlage gegen Bayern München das eigene taktische Versagen zuzugeben – seit wann ist Hasan Salihamidzic linker Verteidiger? – oder einfach die Überlegenheit der Bayern anzuerkennen, suchte er die Schuld bei Schiedsrichter Bernd Heynemann.

„Er hat uns einen berechtigten Elfmeter nicht gegeben“, beklagte Magath sich darüber, daß der Unparteiische nach einer guten halben Stunde nicht Strafstoß pfiff, nachdem Bayern-Torwart Oliver Kahn im Sechzehner Hasan Salihamidzic umgerannt hatte. Doch selbst wenn Heynemann es getan hätte, was sicher berechtigt gewesen wäre: Der HSV wirkte nie so, als ob er von einem eventuellen zwischenzeitlichen Ausgleich hätte profitieren können.

Nach dem Platzverweis für Harald Spörl „waren wir nicht mehr in der Lage, die Bayern zu gefährden“, war der Trainer immerhin bereit zuzugeben, der fortan nicht mehr „vom Uefa-Cup“sprechen will. Vom drohenden Abstieg – wie sein Vereinsvorsitzender Uwe Seeler – aber auch nicht: „Noch ist kein Abstiegskampf, uns muß nicht angst und bange werden.“Angesichts von nur noch drei Punkten Vorsprung auf den Drittletzten Hansa Rostock eine verwegene Behauptung.

Aber anscheinend leidet Happel-Schüler Felix Magath nicht nur an Selbstüberschätzung, sondern mittlerweile auch schon an Realitätsverlust. Das scheint eine Berufskrankheit zu sein: Es soll noch einen Bundesliga-Trainer in Hamburg geben, der ähnliche Symptome zeigt. Clemens Gerlach

Siehe auch Leibesübungen!