Soundcheck - Gehört: High Llamas / Pavement

Gehört: The High Llamas / Pavement: Phlegma, Baby! Sean O'Hagan dirigiert sein kleines Pop-Orchester The High Llamas wieder mit der Hand des Buddhisten durchs Repertoire. Der irischeRiese operiert aus den Wolken, aus einem Pop-System weit über dem gängigen, in dem es meist ja erstmal um Chartnotierungen und Haarschnitte geht – Dinge, die den verrückten, selten frisierten O'Hagan kaum kümmern. Wie so oft zuvor schließt er das Konzert mit „Track Goes By“, dem vielleicht schönsten Song, der je über Pop-Musik geschrieben wurde. Und während dieser eine süchtigmachende Akkord auf eine Viertelstunde getreckt wird, rutschen 1200 überwiegend junge Besucher ungeduldig auf den Markthallenbänken herum. Finden sie wahrscheinlich Grütze, diese langen, melancholischen Lieder, aber niemand schreit: „Gimme Indie-Rock!“

Den bekommen sie danach sowieso von Pavement. Oder ist das vielleicht doch schon Classic-Rock, wie uns die Amis seit geraumer Zeit eintrichtern wollen? Steve Malkmus, der im Gegensatz zu O'Hagan frisch frisiert ist und die Publikumsforderung „Cut your hair“ablehnen muß, präsentiert seine Band ungewöhnlich diszipliniert. Keine Purzelbäume, kaum verstimmte Instrumente, und Scherzkeks Bob Nostanovich, der sonst gerne jede Ordnung über den Haufen schmeißt, bündelt seine Energien für funktionale Lautmalereien. Man wird das Gefühl nicht los, daß die notorischen Verweigerer während ihre kleingehaltene Karriere genau darauf hingeschrammt haben. Über sieben Jahre widerstanden sie allen Versuchungen, um nun einen Monument-Rock zu meißeln. Naja, vielleicht hatten die Chaoten bis jetzt einfach keinen Bock auf Probenstreß.

Pavements Präzision verblüfft. In den Neuheiten „Shady Lane“oder „Transport Is Arranged“nehmen sie wie auf Platte perfekt jede kompositorische Kurve, und die Riffs klingen auf einmal tatsächlich fett wie fürs Hangout auf dem Kuhacker. Alte Songs vom Schlag „Fight This Generation“werden auf einen Punkt gebracht, der zuvor gar nicht auszumachen war. Wie ein Film zu Breite aufgeblasen werden kann, so vervielfacht Pavement das Format ihrer Songs. Ganz am Ende spielen sie „Range Life“als slicke Hymne, um dann, gleichsam nach dem Ende, doch noch ein bißchen rumzudaddeln. Typisch Pavement. Indie-Rock, klassisch.

Christian Buß