Elektromobil in Plastik

■ Tochter der Yachtwerft A&R feilt an der Kunststoff-Karosse für ein neues E-Mobil

Unterboden entrosten? Öl wechseln? Schnee von gestern.

Nach dem Crash-Test heile aus dem Auto steigen – heiler jedenfalls als aus dem Audi 100? Musik von morgen.

An dieser Symphonie schreibt die „Faserverbundtechnik“von Abeking & Rasmussen in Lemwerder bereits. Der Titel: Das Elektromobil. Untertitel: Mit Plastikkarosse. Dirigieren will die Uraufführung am Ende die sächsische Ideenschmiede „Trapos“, die „Transport-Systemtechnik AG“aus Mittweida. In ihrem Auftrag tüfteln die Ingenieure von Abeking & Rasmussen unter anderem daran, wie die neuartige Plastikkarosse aus glasfaserverstärktem Kunststoff, die jetzt noch in mühsamer Handarbeit in Formen gefertigt wird, industriell zu produzieren wäre. Angepeiltes Ziel: Bescheidene 20.000 Elektroautos pro Jahr – die Zehn-Tage-Produktion eines durchschnittlichen VW-Werkes beispielsweise.

„Nischenauto“nennt denn auch der Vorstandsvorsitzende der Trapos AG, Gerhard Nähr, die Neuentwicklung, mit der er den innerstädtischen Zubringerdienst auf der Leipziger Messe schon in dieser Woche abwickelt. Bei derartigen Transporteinsätzen nämlich kommen die Vorteile des Saxi-Kuriers am werbewirksamsten zur Entfaltung: Diese optische Mischung aus hochgewachsenem Fiat-Panda und geräumigem Toyota-Bus ist ein idealer Lieferwagen im Stadtverkehr: „Läuft fast lautlos, stinkt nicht – und eignet sich mit den quer verlaufenden Sitzplätzen im Fond des Wagens sogar für die Beförderung von bis zu sechs Personen.“Außerdem soll der Wagen runde 20 Jahre halten, versprechen seine Hersteller in spe. „Den gewöhnlichen PKW mit Verbrennungsmotor damit zu verdrängen, ist dabei aber nicht nicht unser Ziel“, sagen sie. Das ist auch zweckmäßig – denn in der Branche weiß man, daß man auch die schlaueste Entwicklung nur mit einem erfahrenen und finanzkräftigen Partner an den Markt bringen kann.

Egal wie das Rennen um das Elektroauto ausgeht – es wird dauern. 15 Jahre Entwicklungszeit hält Trapos-Spezi Nähr, ehemals VW, nämlich für realistisch – und für insgesamt wenig. „Das jetzige Auto hat bis zu seiner technischen Reife immerhin auch sechzig lange Jahre gebraucht“, sagt er. Größtes Problem bei der Trapos-Idee sei allerdings deren Finanzierung. Denn daß der auf 15 Köpfe geschrumfte Nachfahre der ehemaligen Transportwerke „Barkas“die geschätzten 150 Millionen Mark für die Fertigung des Autos selbst in die Hand nehmen wird, scheint außer Frage. Deswegen hofft Nähr auf ein Engagement des Freistaats Sachsen. „Dem bietet diese Innovation gleich mehrere Chancen zur Profilierung“, wirbt er. Erstens ziere sie den Mittelstand; zweitens könne Sachsen beweisen, daß der Fahrzeugbau dort Zukunft hat.

Zukunft und Saxi Kurier sind für Nähr nämlich eins: „Wenn die ganze Welt sich so motorisiert wie wir bislang, dann heißt es bald Abschalten wegen Vergiftungsgefahr. Ich sage nur Tiefgarage.“Das Elektroauto sei das ideale Gegenmittel zu dieser Horrorvision. Dafür schmeißt er jetzt schon ideelle Aktien auf den Markt: Mit 20.000 Mark kann man sich den Zugriff auf ein erstes 1998er Modell der neuen Saxi-Kurier-Generation sichern, verspricht der Trapos-Prospekt. Unter dem Vorbehalt von „Technischen Änderungen und Irrtum“soll dann eine Batterienreichweite von 150 Kilometern bei einer Aufladedauer von 25 Minuten gelten – wobei das 700 Kilo schwere Gefährt bis zu 100 Stundenkilometern schnell werden kann. ede