Vertrauliches mit Nachgeschmack

■ Wirtschaftsprüfer entlasten HSV-Vorstand, der Bericht wird aber nicht veröffentlicht / St. Pauli heute gegen Bochum

Im Hotel „Elysee“fühlt sich der HSV wohl. Immer wenn es der Noch-Bundesligist in der jüngsten Vergangenheit für geboten hielt, die mediale Offensive zu suchen, wurde ins Etablissement an der Moorweide geladen.

So auch gestern mittag, als der Aufsichtsratsvorsitzende Udo Bandow ausführlicher darlegte, was der HSV bereits Montag abend im Anschluß an die dreistündige Sitzung des Kontrollgremiums knapp verbreitet hatte: „Der vorliegende Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hat keine Hinweise ergeben, wonach Geschäfte vom HSV-Vorstand mit dem HSV zu Nachteilen des HSV oder zu Vorteilen der Vorstandsmitglieder geführt haben.“

Richtig glücklich wirkte Udo Bandow, hauptberuflich Vorstandssprecher der Vereins- und Westbank, trotz des erneuten Persilscheins nicht. Zwar wurde die gesamte HSV-Führung um Uwe Seeler durch das Ergebnis der unabhängigen Hamburger Wirtschaftsprüfer entlastet. Gleichwohl bleiben Zweifel, ob wirklich alles einwandfrei zuging, als Schatzmeister Jürgen Engel Ladenhüter wie Jutebeutel und Autopolitur aus eigenem Bestand an den Verein verkaufte und als der HSV fast 20 Millionen Mark in Ost-Immobilien investierte.

Zum einen wird der Bericht, der einen Schlußstrich unter die Affäre ziehen soll, „mit Sicherheit“nicht veröffentlicht. „Vertraulich“, begründete Bandow. Zum anderen waren auch in der jüngsten Aufsichtsratssitzung nicht alle einer Meinung. Daß die Entscheidung einstimmig erfolgt sei, mochte der Banker nicht bestätigen.

Von einem „faden Nachgeschmack“wollte Uwe Bandow dennoch nichts wissen. Er hofft, daß die „in die Luft gesetzten Dinge“dem gejutebeutelten HSV „nicht sehr“geschadet haben. Da konnte Geschäftsführer Werner Hackmann Entwarnung geben: „Keine negativen finanziellen Konsequenzen.“Der HSV kann sich also wieder voll und ganz auf den Abstiegskampf konzentrieren.

Mehr denn je muß auch der FC St. Pauli um den Klassenerhalt bangen. Nach dem „unbeschreiblich schlechten Spiel in Düsseldorf“, so Trainer Uli Maslo, muß heute um 20 Uhr gegen Bochum ein Sieg her. Und auch am Sonnabend gegen 1860 München, dem zweiten Heimspiel in vier Tagen. „Dann können wir es noch aus eigener Kraft schaffen.“Der gesperrte André Trulsen wird heute fehlen, beim Greifen nach dem „letzten Strohhalm“, wie Manager Helmut Schulte meint. Stürmer Nikolai Pisarew ist angeschlagen, wird aber auflaufen.

Clemens Gerlach