Gutschein statt Schule?

■ Stahmer-Berater Stryk fordert flexible Schulen. Bürokratie frustriere Lehrer

Wenn Schulreformer über Schulreformen sprechen, hat man oft den Eindruck, sie kämpften gegen Windmühlen. Eine radikale Überholung des leckgelaufenen Dampfers Schule schwebt allen vor, nur den Glauben daran haben die meisten verloren. Tom Stryk, SPD-Senatorin Ingrid Stahmers rechte Hand in der Schulverwaltung, spielte auf einer Podiumsdiskussion der Interschul 97 zum Thema „Erweiterte Verantwortung von Schulen“ gestern die Rolle des Don Quijote.

Eine radikale Schulreform bedinge eine radikale Gesellschaft, und davon könne zur Zeit keine Rede sein, sagte Stryk ohne Anzeichen von Bedauern. „Radikal wäre, die Schulpflicht aufzugeben und statt dessen Bildungsgutscheine an die Eltern auszugeben“ (Beifall von Rechts), „aber das ist eine Utopie“ (Schweigen). Realistisch sei, die Lockerung der Schulaufsicht auch in Berlin einzuleiten, wie in anderen Bundesländern bereits geschehen. Schule müsse sich auf die Vielfalt der Nachfrage von Elternseite einstellen.

Fast alle Nachbarländer, auch in Osteuropa, seien in der Frage der Autonomie von Schulen schon viel weiter. Die Verrechtlichung von Bildung habe die pädagogischen Initiativen in den Schulen erstickt und zur Demotivation der LehrerInnen geführt.

Wer Stryk bei der Suche nach einer Antwort auf diese heikel- philosophische Frage helfen möchte, kann sich noch bis Freitag zwischen 9 und 18 Uhr in den Messehallen am Funkturm umschauen. 480 Aussteller bieten in 14 Hallen ihre Produkte an. Dazu gibt es ein Rahmenprogramm mit etwa 400 Vorträgen, Diskussionsrunden und Präsentationen, vom „Nähmaschinennähen“ bis zum „Interkulturellen Lernprojekt gegen Fremdenfeindlichkeit“. Thomas Loy