Gegen Assimilierung in der Barbarei

■ Milli Görüș: Größte islamistische Gruppe in Deutschland

„Milli Görüș ist ein Schild, das unsere Mitbürger vor der Assimilierung im barbarischen Europa schützt.“ So wird in der Propagandazeitung Milli Gazete (Nationalzeitung) die Aufgabe der Organisation umrissen. Milli Görüș (Nationale Sicht) wurde bereits 1976 als „Vereinigung der neuen Weltsicht in Europa e.V.“ (AMGT) gegründet. Sie ist der größte und einflußreichste Verein türkischer Islamisten in der Bundesrepublik. Der Europaableger der Refah Partei (Wohlfahrtspartei) des türkischen Ministerpräsidenten Necmettin Erbakan hat inzwischen nach Angaben des Verfassungsschutzes rund 26.500 Mitglieder. Nach Angaben des in Köln aufgewachsenen Milli-Görüș- Generalsekretärs und Neffen des türkischen Ministerpräsidenten, Mehmet Sabri Erbakan, sind es sogar 70.000 Mitglieder.

Milli Görüș unterhält und kontrolliert bundesweit zahlreiche Moscheen und bietet Korankurse für Kinder und Jugendliche an. Die Organisation treibt die Errichtung konfessioneller Schulen voran und engagiert sich seit drei Jahren verstärkt in der Jugendsozialarbeit. Die Organisation verfolgt ihre Islamisierungsziele nicht mit gewaltsamen Mitteln, sondern durch intensive Öffentlichkeitsarbeit. In Berlin hat sie maßgeblichen Einfluß auf den Fernsehsender Türkisches Fernsehen in Berlin (TFD).

Anfang 1995 teilte sich die Organisation: Die „Islamische Gemeinschaft Milli Görüș“ (IGMT) ist zuständig für die Organisation des sozialen und politischen Lebens. Die „Europäische Moscheebau- und Unterstützungsgemeinschaft“ (EMUG) kümmert sich um die Finanzen und Immobilien. Laut einem Bericht in der Berliner Zeitung besaß Milli Görüș bereits 1993 Immobilien im Wert von 100 Millionen Mark. Die Organisation wird weiterhin straff hierarchisch aus der Zentrale in Köln geleitet.

Der Einfluß von Milli Görüș dehnt sich in den letzten Jahren aus. Bei einer Zählung im Mai 1996 wurden über 160.000 Männer gezählt, die für das Freitagsgebet Milli-Görüș-Moscheen besuchten. Diese allerdings pauschal als Fundamentalisten zu bezeichnen oder gar als gewaltbereit zu verurteilen, wäre falsch. Gegen die Beobachtung des Verfassungsschutzes hat Milli Görüș Klage beim Verwaltungsgericht Köln erhoben. Milli-Görüș-Vorstandsmitglied Hasan Özdogan: „Wenn wir radikal sind, soll man uns das beweisen.“ Eberhard Seidel-Pielen