„Echt geil gefightet“

■ FC St. Pauli ringt Bochum 2:1 nieder, und Präsident Heinz Weisener ist nun überzeugt: „Wir steigen nicht ab“

Nur einer war nach dem Abpfiff noch fit. Während die erschöpften Spieler des FC St. Pauli mit hochroten Köpfen auf dem Rasen des Wilhelm-Koch-Stadions saßen oder lagen, hatte Präsident Heinz Weisener noch die Kraft, unter dem Gejauchze der Fans zum Dauerlauf Richtung Umkleidekabine anzusetzen. „Ich will die Jungs mal so richtig in den Arm zu nehmen“, freute sich Papa Heinz, „ich bin überzeugt: Wir steigen nicht ab.“

Da schien die Millerntor-Familienwelt wieder in Ordnung. Mit 2:1 gegen den VfL Bochum im fünften Anlauf gewonnen. Nur noch zwei Punkte Rückstand auf Düsseldorf, von Resignation an diesem Abend keine Spur mehr. „Echt geil gefightet“, brachte es ein St.-Pauli-Anhänger lautstark auf den Punkt. Sagte es und nahm zufrieden einen Schluck aus seinem Bierbecher. „Irgendwie wie früher“, freute sich ein zweiter.

Richtig lagen beide. Die Kicker erreichten das von Trainer Uli Maslo seit Wochen geforderte Limit, von dem bis Mittwoch abend wohl keiner so recht gewußt hatte, was und wo es eigentlich war. „So stelle ich mir eine Mannschaft vor, die gegen den Abstieg spielt“, verkündete der 58jährige dann auch prompt und sprach von „Rehabilitation“nach der 0:2-Blamage bei Fortuna Düsseldorf.

Was auch immer die Bochumer mit ihrer spielerischen Einfallslosigkeit zu erreichen versuchten, die Gastgeber hatten zumindest eine Stunde lang stets eine kämpferische Antwort parat. Das gesamte Sortiment an Grätschen an den Mann und Ball bringend, wurden auch zum Teil haarsträubende Fehler wieder ausgebügelt.

„Zudem haben wir den FC durch zwei frühzeitige Torgeschenke zum Kontern eingeladen“, ergrimmte sich VfL-Coach Klaus Toppmöller über die frühen Treffer von Luiz Firmino Emerson und Jens Scharping. Dennoch bezeichnete er die Leistung der eigenen Elf als „eine der besseren in der Rückserie“. Und lobte das Millerntor als „tolles Fußball-Pflaster“. Auch Maslo wollte ein „tolles Spiel“gesehen haben. War aber wirklich alles toll?

Bernhard Winkler, Stürmer bei 1860 München, dürfte sich hinsichtlich seines morgigen Arbeitstages – 15.30 Uhr beim FC St. Pauli – und angesichts der eklatanten Kopfballschwäche der Hamburger im eigenen Strafraum vergnügt die Hände reiben. Mit 17 Toren ist der 30jährige nicht nur der gefährlichste Angreifer der Liga, sondern mit sechs erzielten Kopfballtreffern auch der Größte im Luftkampf.

Denn nicht nur beim Bochumer 2:1 durch Torsten Kracht, das die Begegnung noch einmal spannend machte, auch bei seinem und Roland Wohlfahrts Lattentreffern wurde die Unterlegenheit der St.-paulianischen Kopfballspezialisten augenscheinlich. „Wir wollen schnell vergessen, was passiert ist“, lenkte Coach Maslo sogleich alle Aufmerksamkeit auf die morgige Partie gegen den TSV 1860, einen weiteren Uefa-Cup-Kandidaten. Er sollte nicht vergessen, ganz besonders vor dem bayerischen Luftikus zu warnen. Oliver Lück