Nachgefragt
: „Genauer hingucken“

■ Heiko Richard von Kraft Jakobs Suchard zu Gentechnik in Schokolade

In fast allen Tütensuppen oder Schokoladen von Kraft Jakobs Suchard (KJS) ist Soja enthalten. Die Bohnen aus den USA sind immer häufiger gentechnisch manipuliert. KJS will aber gentechnisch hergestellte Schokolade vermeiden. Vor einigen Wochen mußte sogar eine Ladung Toblerone für die Schweiz zurückgerufen werden.

taz: Wie wichtig nimmt KJS gen-manipulierte Rohstoffe?

Heiko Richard, KJS-Umweltbeauftragter: Es ist eines der wichtigeren Probleme, das wir schon länger auf hoher Ebene behandeln. Uns als international tätigem Markenartikler bereitet besonders die sehr unklare juristische Situation in Europa Probleme. Es ist nicht klar, wie die Produkte in den Ländern gekennzeichnet werden müssen.

Wie oft prüft KJS Produkte auf gentechnische Eingriffe?

Wir haben im Gefolge dieses Unfalls in der Schweiz damit angefangen, das selber zu machen und verpflichten unsere Lieferanten, ihre Waren bei unabhängigen Instituten untersuchen zu lassen. Wir haben uns vorher auf die Zertifikate der Lieferanten verlassen. Die Lehre ist eben, daß wir genauer gucken müssen. Die Tests, die wir danach haben machen lassen, waren alle negativ.

Befürchten Sie, daß Sie haften müssen, wenn etwa Allergiker Probleme kriegen mit Fremdgenen?

Gesundheitsbedenken haben wir überhaupt nicht, da verlassen wir uns auf wissenschaftliche und staatliche Gremien und die Weltgesundheitsbehörde.

Taugt „Garantiert Gen-tech-frei“als Werbeargument?

Es wäre extrem schwer durchzuhalten. Denn im Augenblick sieht es so aus, als würde das Problem mit dem Soja und auch anderen Nutzpflanzen sich verstärken. Die Wissenschaftler können außerdem nicht sagen, da ist sicher nichts drin, sondern nur, es ist nicht nachweisbar.

Warum können denn die Markenartikel-Hersteller bei der EU keine bessere Regelung zur Kennzeichnungspflicht durchsetzen? War die Chemieindustrie stärker?

Man muß einräumen, daß wir uns zu spät mit dem Thema beschäftigt haben. Aber dann hat die Industrie getan was sie konnte. Was da jetzt rausgekommen ist, ist halt ein Kompromiß und das sieht man dem Text auch an.

Was kostet KJS die Suche nach Gentechnik?

Das können wir noch nicht richtig abschätzen. Die Kosten für die Analysen sind gar nicht so hoch. Aber sie müssen im ganzen Produktions- und Qualitätssicherungsprozeß eine zusätzliche Stufe einbauen. Richtig teuer kann es werden, wenn wir Lieferungen mit gentechnisch verändertem Lecithin hintereinander erhalten und die Produktion anhalten müssen.

Wäre nicht KJS als Nachfrager stark genug, bei Lieferanten gentechnik-freie Produktion durchzusetzen?

Wir sind, was den Soja-Verbrauch angeht, verdammt klein. Lecithin macht 0,5 Prozent vom Gewicht der Schokolade aus. Außerdem haben Ölmühlen oder Lecithin-Hersteller Probleme, parallele Logistik für gentechfreie Ware aufzubauen. Gerne tun die das nicht und umsonst auch nicht.

Die Schokoladenpreise steigen jetzt aber nicht deswegen?

Nein, das kriegen Sie am Markt nicht durch. Fragen: jof