piwik no script img

Frauenrecht auf Töten

■ Lori Petty ist das gepanzerte Tank Girl

Auf einem schmalen Grat bewegten sich die beiden „Papis“ von Tank Girl. Jamie Hewlett und Alan Martin wollten zwar nicht, daß Hollywood aus ihrem Comic-Girl einen „Mad Max mit Titten“ macht, sich aber dennoch den „Traum von Bad in Eselsmilch“ verwirklichen. Einige Motive für die weibliche Version des Mäxchen sind gleichwohl in der Story endgelagert. Im Jahr 2033, die Erde ist nach einem Meteoriteneinschlag ein wüstes Ödland, übt die Water&Power Company mittels künstlich knapp gehaltener Wasserressourcen die alleinige Macht aus. Doch ein kleines Häufchen Unbeirrbarer im Underground, der sich, der Ikonographie diese Begriffes folgend, tatsächlich unter der Erde befindet, hält dagegen. Mit der Einführung des Oberschurken Keslee (Malcolm McDowell), bringt Hollywood diesen Konflikt auf eine persönliche Auseindersetzung.

Im Comic besteht Tank Girl eigentlich kaum filmverwertbare Abenteuer, ihr „Tits“-T-Shirt samt Lebenshaltung wird eher zum gammelnden, verratzten Gesamtkunstwerk – was auch den Einfluß auf Pop und auf die Mode von Westwood und Gaultier erklärt. Gleichwohl geht es im Film hoch her und schnell zu. Dementsprechend kommt Tank Girl (Lori Petty) als eine Art futuristischer Robin Hood an, wird bunt aufgeladen und verkneift sich die Schimpfworttiraden, die einen Dennis Hopper erbleichen lassen würden. Sie ist zwar frech und vor allem schlagkräftig, regelrecht zotig und dreckig aber nicht.

Trotz all der Begradigungen der Film-Adaption ist sie dennoch eine der ersten Frauen, die Männer im Vorbeigehen töten darf. Nahm sich Hollywood Anfang der 90er Jahre dem Thema der „bewaffneten Frau“ noch zaghaft an, – Nikita wurde etwa noch von Männern zum Töten „dressiert“ und auch Jamie Lee Curtis hält das Blue Steel mit zitternder Hand – so tötet Lorri Petty mit leichter Hand, um daraufhin noch einen coolen Spruch abzulassen. Und gerade weil in Tank Girl ein Girl ohne Gewissen Männer töten darf, ist Tank Girl nicht nur ein unterhaltsamer, flirrend geschnittener, knallbunter Pop-Film, sondern auch ein Fortschreiben der Frauenbilder Hollywoods. Weil das weibliche Recht zu töten selbstbewußt zum Thema gemacht wird, ist das gepanzerte Girl vielleicht sogar auf eine seltsame Art feministisch. Volker Marquardt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen