Entscheidung vertagt

■ Evangelische Synode setzt Streit um eheähnliche Lebensformen unbefristet aus

Kein weiteres Wort. Nach langem, erbitterten Streit hat sich die Synode der nordelbischen evangelischen Kirche am Sonnabend in Rendsburg ein unbefristetes Diskussionsverbot zum Reizthema kirchliche Anerkennung „nicht-ehelicher Lebensgemeinschaften“verpaßt. Nachdem der Beschluß des Kirchenparlamentes, unverheiratete und homosexuelle Paare anzuerkennen, zweimal am Veto der Bischöfe Karl Ludwig Kohlwage (Lübeck) und Hans Christian Knuth (Schleswig) gescheitert war, verzichtete die Synode auf Anlauf Nummer drei.

Statt dessen wurden die sich im Herbst neu konstituierende Synode und die Kirchenleitung aufgefordert, die Thematik „zu gegebener Zeit wieder aufzunehmen“.

Dem Moratorium ging erneut eine Debatte zwischen den VertreterInnen des konservativen und des progressiveren Lagers voraus. Propst Niels Hasselmann sprach von einer „Machtprobe zwischen den Bischöfen und der Synode“. Für Synodenpräsidentin Elisabeth Lingner hat das Thema „Kirche und Sexualität eine schmerzliche Geschichte, das hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt.“Deshalb habe sie sich dafür stark gemacht, Menschen mit einer anderen Vorstellung von Sexualität nicht auszugrenzen.

Bischof Kohlwage begründete den Moratoriums-Antrag der Kirchenleitung damit, daß die nordelbische Synode eine Gesamtaufgabe aufgenommen habe, die nicht durch eine neue Abstimmung gelöst werden könne. Auch Bischof Knuth und die von ihm und Kohlwaage überstimmte Hamburger Bischöfin Maria Jepsen sprachen sich für eine Debattenpause aus.

Die bundesweite Beachtung des Streits zeigt nach Ansicht von Kohlwage, daß „wir einen Nerv getroffen haben. Dies hat zu Reaktionen geführt, wie wir sie nicht erwartet haben.“In den vergangenen Wochen waren Maria Jepsen und Elisabeth Lingner mit anonymen Briefen, Drohungen und Beleidigungen überzogen worden. mac

siehe auch Interview S. 5