Null Punkte, dennoch große Pläne

■ Die TvdB-Volleyballerinnen sind aus der Bundesliga abgestiegen. Doch der Verein will das Team zusammenhalten und wieder aufsteigen

Das Abenteuer Erste Volleyball-Bundesliga ist für die Frauen des TvdB Bremen vorbei. Sieglos landete die Mannschaft von Trainer Uli Vetter abgeschlagen auf dem neunten und letzten Tabellenplatz. Verletzungspech, Nervenschwäche in entscheidenden Situationen und eine zu kurze Saisonvorbereitung als Folge der späten Entscheidung für die erste Liga nennen die Verantwortlichen als Erklärungen für das glanzlose Null-Punkte-Konto. Doch unter dem Frust macht sich schon wieder Optimismus breit: Das Ziel für die nächste Saison heißt Wiederaufstieg.

„Uns fehlte halt eine richtige Kanone“, seufzt Zuspielerin Dörte Stürmer. „Wir waren nicht konstant. Für das Verletzungspech, das wir hatten, war die Mannschaft nicht stark genug“. Probleme gab es auf den beiden wichtigsten Positionen. Beispiel Kim Crawford: Die Amerikanerin war erst kurz vor Saisonbeginn im Oktober als Hauptangreiferin geholt worden. Nach wenigen Einsätzen brach eine hartnäckige Fußverletzung wieder auf, die blonde Hoffnungsträgerin kam nie richtig ins Spiel und verließ das Team zum Jahreswechsel.

Oder die erste Zuspielerin Nicole Hirsch: Auch sie war lange nicht fit, biß aber die Zähne zusammen und dirigierte das TvdB-Spiel. Als sie zu Jahresbeginn sich dann doch auskurieren sollte, mußte Dörte Stürmer ran, wenige Monate nach der Geburt ihrer Tochter und mit gehörigem Trainingsrückstand. So waren die Abstimmungsprobleme im Angriffsspiel erklärlich.

Als dann auch noch Partien wie das Heimspiel gegen Schwerte in der Hinrunde nach vergebenen Matchbällen oder das Abstiegsduell gegen Creglingen im Januar unglücklich verloren gingen, bekamen es die Bremerinnen mit der Versagensangst zu tun. Unrühmlicher Höhepunkt war das Spiel gegen Dingolfing. Das hatte der TvdB schon gewonnen, ehe der Schiedsrichter seine Meinung änderte, weiterspielen ließ und die Bremerinnen entnervt den Kürzeren zogen.

„Es gab kaum begreifliche Einbrüche im Spiel“, sagt Beckendorf. „Da waren mal ein oder zwei Bälle weg, sofort gab es Panik und totale Frustration.“Dabei kann die Mannschaft spielerisch mit den Teams der unteren Tabellenhälfte mithalten. „Bei etwas mehr Glück wären wir sechste oder siebte geworden“, ist Beckendorf überzeugt. „Die Stimmung innerhalb der Mannschaft war trotz des Frustes immer gut“, sagt Dörte Stürmer. Die Fans kamen trotz der Niederlagenserie auf ihre Kosten. Im Durchschnitt sahen 500 Zuschauer die Spiele in der Uni-Halle.

Diese Einschätzung nährt den Optimismus für die Zukunft: „Wir wollen die Mannschaft zusammenhalten“, kündigt der Manager an. Marita Hüninghake, Manuela Hamczyk oder Anke Eyink hätten zwar andere Angebote, wollten aber bleiben, „wenn es leistungsorientiert weitergeht“. Ähnlich denkt auch Trainer Vetter.

Im Umfeld hat der TvdB Erstliga-Niveau ereicht, mit Physiotherapeuten, Mannschaftsärztin und täglichen Trainingszeiten. Da wäre es „fatal, wenn wir jetzt wieder zurückfallen ins Hobby-spielen“, sagt Beckendorf. Dann wäre die Chance auf Erstliga-Volleyball in Bremen auf Jahre vertan.

Die kleinen Sponsoren und auch die Sparkasse halten laut Beckendorf die Stange. Die Spielerinnen sind bereit, finanzielle Einbußen zu akzeptieren, denn der Jahresetat muß auf deutlich weniger als die bisherigen 300.000 Mark gedrückt werden. Entgegenkommen erwartet der TvdB auch von der Stadt Bremen. Denn die hatte den Turnverein der Bahnhofsvorstadt im vergangenen Jahr mit einer Finanzspritze von 150.000 Mark „in dieses Manöver hineingeschubst“, sagt Beckendorf, der sein Geld beim Rechnungshof verdient. Die Entscheidung fiel allerdings so spät, daß eine geregelte Sasionvorbereitung nicht möglich war.

Offiziell ist als Kriterium für die Spitzensport-Förderung die Zugehörigkeit zur ersten Bundesliga festgeschrieben. Aber so eng sieht man das nicht: Auch die Handball-Männer des TV Grambke kriegen Geld und spielen zweite Liga.

„Man kann eben mit Geld keinen kurzfristigen sportlichen Erfolg kaufen“, sinniert der Manager. Aber beim TvdB plant man jetzt langfristig und hofft, die für die Geld-Vergabe zuständige Marketing GmbH bis spätestens Mitte Mai mit dem Zukunftskonzept zu überzeugen. Es soll auch ein Förderkreis „TvdB 2000“gegründet werden. Das Ziel ist für einen Absteiger wahrlich ambitioniert: Bis zum Jahr 2000 will der Club in den Europapokal. Joachim Fahrun