Ausstellung ohne CDU

■ Wehrmachtsausstellung in Frankfurt am Main ohne OB Roth eröffnet

Frankfurt/Main (taz) – Was es nicht alles gibt: Etwa den „Freundeskreis Unabhängige Nachrichten“ mit Sitz in Oberhausen. Oder den „Staatspolitischen Club Rhein-Main“. Beide Organisationen hatten gestern zur Eröffnung der Ausstellung „Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941–1944“ in Frankfurt rund dreißig Aktivisten aufgeboten, die vor der Paulskirche diverse Flugblätter gegen die Ausstellung verteilten. Weil der Magistrat der Stadt den Paulsplatz mit einem Versammlungsverbot belegt hatte, drängten Polizisten die rechten Krakeeler vor Veranstaltungsbeginn mit sanfter Gewalt ab.

In der Paulskirche hatte sich dann gegen 11 Uhr alles versammelt, was in der politischen Szene Hessens Rang und Namen hat: Von Joschka Fischer bis Burkhard Hirsch, von Heidemarie Wieczorek-Zeul bis zu den Exoberbürgermeistern Andreas von Schoeler und Rudi Arndt. Und Michel Friedman (CDU), stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, rettete die Ehre der Union. Denn sowohl OB Petra Roth als auch die Spitzen der hessischen CDU zogen es vor, zu Hause zu bleiben.

Ministerpräsident Hans Eichel verteidigte in seiner Eröffnungsrede vehement den Ausstellungsort. Die Paulskirche sei das Symbol für den Beginn der demokratischen Entwicklung in Deutschland und für ihr erstes Scheitern. Und deshalb sei es angebracht, hier auch auf den „barbarischen Tiefpunkt dieses Landes“ hinzweisen. Auch Ignatz Bubis wandte sich in seiner Rede an die abwesenden Kritiker: „Wäre die Wehrmacht als Ganzes wirklich so sauber geblieben, wie es der Mythos will, wäre der Mord an den europäischen Juden weitaus weniger perfekt abgelaufen, und es hätte viel mehr Überlebende gegeben.“ KPK