Denkpause ohne Veto

Nordelbische Synode stiftet Frieden: Eheähnliche Gemeinschaft nicht der Ehe gleich, aber einmütig achtbar  ■ Von Jan Feddersen

Rendsburg/Berlin (taz) – Die Synode der nordelbischen Kirche hat am Sonnabend einen weisen Beschluß gefaßt: Über die Anerkennung eheähnlicher Partnerschaften soll eine unbefristete Beratungspause eingelegt werden. Noch im Februar hatte das Laienparlament der evangelischen Christen Hamburgs und Schleswig- Holsteins beschlossen, eheähnliche Gemeinschaften der Heteroehe gleichzustellen. Dagegen hatten zwei der drei nordelbischen Bischöfe – Karl Ludwig Kohlwage aus Lübeck und Hans Christian Knuth aus Schleswig, nicht jedoch Maria Jepsen aus Hamburg – kirchenrechtlich zulässig ihr Veto eingelegt. Auch andere Institutionen der evangelischen Kirche hatten gegen diese Positionsbestimmung protestiert, darunter der oberste Rat der Evangelischen Kirche Deutschlands.

Der nun bis auf weiteres den Gemeinden überantwortete Streit (siehe Interview) ging am Ende der Synode nur noch um Worte: Gleichstellend anerkennen wollte die Versammlung eheähnliche Gemeinschaften nicht, dafür aber achten. In Frage stand nicht mehr, daß homosexuelle Partnerschaften ebenso wertvoll sind wie solche zwischen Mann und Frau. Auch in der Frage der Segnung homosexueller Partnerschaften einigte sich die nordelbische Synode auf einen Kompromiß, der weit über das hinausgeht, was vor zehn Jahren für möglich gehalten wurde.

Ein homosexuelles Paar kann, sofern Propst, Pastor und die Gemeinde einverstanden sind, gesegnet werden – auch in einem Gottesdienst. Es dürfe nur nicht einer heterosexuellen Trauung zum Verwechseln ähnlich sehen; der Austausch von Ringen müßte mithin vor oder nach der Segnung stattfinden.

Gegen die gesamte Beschlußlage hatten bis zuletzt konservative Kirchenkreise vehement protestiert. Sie empfinden die gefundenen Kompromisse – der 126 Für- und 14 Gegenstimmen fand – als zu weit gehend. Doch die Bischöfe schlossen sich dem Protest nicht an. Sie verwiesen darauf, daß kein Pastor gezwungen ist, eheähnliche Gemeinschaften den Segen zu erteilen.

Synodalpräsidentin Elisabeth Lingner warnte die Synodalen davor, eine Spaltung der Kirche herbeizureden. Es sei ein problematisches Demokratieverständnis, wenn eine kontroverse Diskussion gleich Spaltung genannt werde. Bischof Hans Christian Knuth forderte, um seinen geschlagenen konservativen Kritikern das Gesicht wahren zu helfen, eine weiterführende Diskussion auf der Basis der Heiligen Schrift. Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen meinte gütlich, die Beratungspause könne helfen, Ängste und Befürchtungen bei diesem Thema abzubauen.