Bankkredite weg, Arbeitsplätze auch

■ Bankgesellschaft Berlin streicht 2.032 Jobs bis Ende 1998. Reaktion auf milliardenschwere Verluste im Kreditgeschäft

Nicht nur die Industrie speckt ab, auch im Dienstleistungssektor werden Jobs vernichtet. Bis Ende 1998 will die Bankgesellschaft Berlin 2.032 ihrer 17.000 Arbeitsplätze einsparen. Die Rationalisierung bei dem mehrheitlich staatseigenen Geldkonzern – 56,8 Prozent der Aktien gehören dem Land – stehen in Zusammenhang mit milliardenschweren Verlusten 1996.

Der neue Vorstandschef Wolfgang Rupf – er ist seit 1. Januar offiziell im Amt – setzt damit kompromißlos um, was die Unternehmensberatung McKinsey bereits vor Jahresfrist vorgeschlagen hatte. Zähneknirschend räumt Bank- Betriebsrat Wilfried Neumann ein: „Das Betriebsverfassungsgesetz gibt uns keine Möglichkeit, den Abbau zu verhindern.“ Vorstand und Betriebsrat haben sich freilich darauf geeinigt, daß Kündigungen vermieden werden sollen. Im Rahmen eines Sozialplans will die Bankgesellschaft ihre Beschäftigten animieren, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen und vermehrt Teilzeit zu arbeiten. Der Schwerpunkt der Arbeitsplatzvernichtung wird in Berlin liegen.

Nach einem Gewinn von 476 Millionen Mark 1995 weist die Bankgesellschaft für 1996 lediglich 47 Millionen Mark Jahresüberschuß aus. Die schwarzen Zahlen kommen aber nur dadurch zustande, daß das Unternehmen sein Ergebnis mit Rücklagen der vergangenen Jahre aufbesserte. Ansonsten hätten rote Zahlen unter dem Strich gestanden: Der Vorstand legte die gigantische Summe von 2,5 Milliarden Mark als Vorsorge für mögliche Verluste beiseite. Die Bank hatte seit 1990 Firmen mit Krediten versorgt, die wie der Maculan-Baukonzern inzwischen bankrott sind oder vor dem Exitus stehen. Sparen ist angesagt – auch beim Personal.

Um den Überblick über die risikoreichen Geschäfte zu behalten, konzentriert Wolfgang Rupf die Entscheidungen der drei Töchter Berliner Bank, Landesbank und Hypothekenbank zunehmend in der Konzernspitze. Auch CDU- Fraktionschef Klaus Landowsky kann sich über Machtzuwachs freuen, obwohl er aus dem Konzern-Vorstand ausgeschieden ist. Als Chef der Hypothekenbank ist er zukünftig für das gesamte Immobiliengeschäft der Bankgesellschaft, damit auch für den heißumkämpften Berliner Markt der Bauprojekte zuständig.

Während die Gewinne der westdeutschen Großbanken unablässig steigen, sind wegen der miesen Wirtschaftslage im Osten neben der Bankgesellschaft auch andere Berliner Geldinstitute in der Klemme. So klagt die Grundkreditbank über Verluste im Kreditgeschäft. Hannes Koch