■ Cash & Crash
: Warten auf Alan

Gespannt starrten die Broker an der New Yorker Wall Street gestern auf die neuen Konjunkturdaten. Am Mittag europäischer Zeit wurde bekannt, die Verbraucherpreise waren im März im Vergleich zum Vormonat nur um 0,1 Prozent gestiegen. Experten hatten mit einem Anstieg von 0,2 Prozent gerechnet.

Zeitweise beruhigt wurden damit die Anleger und Broker, die befürchtet hatten, bei einer höheren Preissteigerungsrate werde die amerikanische Notenbank Fed die Zinsen erneut heraufsetzen.

Die Nervosität der Broker war in der vergangenen Woche geschürt worden. Es wurde bekannt, daß der amerikanische Einzelhandel im Februar weit mehr Waren verkauft hatte als bisher angenommen. Außerdem waren im März die Erzeugerpreise über die erwartete Marke gestiegen. Das alles hatte auf eine weiter steigende Inflation hingedeutet, die Fed- Chef Alan Greenspan mit Zinserhöhungen hätte eindämmen können.

Hohe oder steigende Zinsen sind schlecht für die Börse. Aktien werden damit als Geldanlage verhältnismäßig unattraktiv. Außerdem müssen Unternehmen höhere Zinsen zahlen, was theoretisch die Unternehmensgewinne schmälert, deren Aktien mithin ebenfalls an Attraktivität verlieren.

Seit fünf Wochen sinkt der amerikanische Aktienindex nun schon. Seit seinem Rekordstand am 11. März mit 7.085,16 Zählern hat der Dow rund 9,8 Prozent verloren. Am Freitag vergangener Woche hatte er den achtstärksten Fall seiner Geschichte erlebt (minus 148,36 Punkte). Eine derart lange Abwärtsfahrt des Dow Jones ist in den vergangenen 13 Jahren an der Wall Street nur zweimal vorgekommen. Das letzte Mal gab allerdings eine reale politische Bedrohung den Ausschlag für die Talfahrt der Börsenkurse: der Krieg um Kuwait 1990.

Über das Wochenende ist der Kurssturz von New York nach Europa geschwappt. Doch der Deutsche Aktienindex (Dax) erholte sich gestern wieder von seinem Einbruch am Montag. Die Händler auf dem Frankfurter Parkett fanden den Handel zwar „lustlos“, doch immerhin stieg der Dax um 47,78 Punkte auf 3.327,68 Zähler. Dabei profitieren zumindest die Anleger in die insgesamt 30 Unternehmen und Banken des Dax von den Geschehnissen in den USA. Weil der Dollar teurer geworden war, sieht es so aus, als ob die deutschen ExportUnternehmer mehr verdienen werden. ufo