Die Stadt in wenigen Worten

■ Die Performance Dream City erzählt die wahre Geschichte einer fiktiven Stadt

Die Pet Shop Boys haben recht. „Call it performance, call it art. I call it desaster if the tapes don't start.“Besser könnte die derzeitige Situation der Kunst wohl kaum beschrieben werden als mit diesem Zitat. Kaum öffnet das Kampnagel-Festival Junge Hunde seine Stahltüren, werden uns wieder neue Begriffe um die Ohren geknallt.

„Life Art“lautet der Schlüssel zum Verständnis der neuen Darstellungsweisen, angesiedelt irgendwo zwischen Kunst und Performance, doch weiß hierzulande kaum jemand so recht, was damit gemeint ist. In der Hauptsache geht es den Festival-Organisatoren Res Boss-hart und Sabine Gehm wohl darum, das Neue kenntlich zu machen. Schließlich muß man ja reden über die Kunst, und wie mag das wohl gehen ohne Kategorien. Dabei ist alles genauso einfach, wie es klingt: Life Art – Kunst im Leben – Leben in der Kunst.

Entstanden ist diese Idee in England, wo vor einigen Jahren junge Künstler aus Mangel an finanziellen Mitteln die Chance wahrnahmen, interdisziplinär zu arbeiten. Das sogenannte „Umbrella“-System etablierte sich, als sich Künstler aus den Bereichen der bildenden Kunst, der Musik, des Tanzes und der darstellenden Kunst zusammenfanden und Netzwerke bildeten. Ebenso war es ihr Interesse, den sogenannten Kunsträumen zu entweichen und öffentliche Alltagsräume zu nutzen. Räume werden zu Inhalten, der Alltag zum Thema des künstlerischen Schaffens, Pop und Trash zum formalen Mittel. Hier werden eigene und fremde Geschichen erzählt, Rollenspiel und Authentizität reflektiert, das Spiel wird zum Spiel mit der realen Lebenswelt.

Dream City – Die Stadt in Worten ist eines der Projekte, das der „Life Art“entspricht. Ein DJ, ebenso wie Darsteller der Gruppen The Gob Squad, Batterie Kongress und She She Pop fanden sich zusammen und nannten sich für ein einmaliges Ereignis Copy Club. Alles, was diese Gruppen bis dahin jede für sich entwickelt haben und was Copy Club nun unter die Finger kommt, wird gesampelt, zitiert, kopiert. Durch den Einsatz von filmischen Elementen, cartoonhaften Sounds und direkt gesprochenen Texten wird eine virtuelle Stadt geschaffen und zum Spielfeld ernannt.

Angelehnt an die Idee von Rolf Dieter Brinkmanns „Stadtgängen“werden hier Situationen beschrieben, die wie schnelle Blitzlichtaufnahmen funktionieren. Die Stadt, zunächst scheinbar ein Ort der realen Welt, wird angefüllt mit eigenen Erfahrungen, Erlebnissen, Assoziationen, so daß sie zur Projektionsfläche subjektiver Geschichten wird. Von einem Spielleiter durch den Abend geführt, erleben Darsteller und Zuschauer jeden Abend aufs Neue. Diese Arbeit unterliegt einem ständigen Prozeß, wird situationsbedingt verändert.

Dream City ist ein Gemeinschaftsprojekt, das eigene Wege gehen und die Stadt, in der wir leben, neu erfahrbar machen will.

Claude Jansen Di, 22. bis Sa, 26. April, jeweils 20. 30 Uhr, Kampnagel, k4