„Bei uns heißt ihr Kinder-taz“

■ Die volle Herausforderung: So erlebten wir „Kinder“ die Produktion der taz

„Wenn das Projekt hier beendet ist, sitze ich auf dem Chefsessel.“ Nicht den Chefsessel, aber das gesamte taz-Gebäude haben wir, die 18jährigen, die die Geburtstagsausgabe für den 17.4. produzieren, besetzt.

Di., 15.4.: Aus allen Bundesländern stürmen arbeitswütige Jugendliche das taz-Gebäude. Auf in eine schlaflose Nacht!

Mi., 16.4., 8 Uhr: Frühstück. „Die nächtliche Kälte im Gebäude wurde durch menschliche Wärme ausgeglichen.“

9 Uhr: Ab zur Redaktionssitzung. Überall nur Journalisten. Und wir, die wir fast alle mal Medienmacher werden wollen. Sehr ermutigend: „Bei uns heißt ihr Kinder-taz.“ Alles klar? Na dann los. 10 Uhr: Treppauf, treppab. „Das Haus nimmt einem den Atem.“ So oder so: die Atmosphäre genauso wie die 6 Etagen. Wo ist jetzt der Chef vom Dienst? Waaas, ganz oben? Okay. Hallo Chef! („Das Gute am Journalismus ist die Tatsache, daß jeder in dem, was er schreibt, sein eigener Chef ist.“) Texte kürzen, Reportagen schreiben, Informationen einholen. Nebenher noch mit der Boshaftigkeit von Computern rumplagen. Streß – aber alles läuft wie am Schnürchen. „Die Organisation ist Wahnsinn. Das Phänomen Zeitungmachen fasziniert.“ „Man ist immer voll am Nabel der Welt mit der ganzen Informationsflut.“ „Und das taz-Team ist so lieb.“

11 Uhr: Die „Herbergsmutter“ Klaudia Brunst teilt fürsorglich Essenmarken aus. Alle kümmern sich so um uns, doch noch muß rangeklotzt werden. Bei der Arbeit bekommt man viele Erkenntnisse: „Glaubt nicht alles, was in den Zeitungen steht!“ Das Redaktionsschluß-Chaos setzt ein. Die Tagesthemenseite wird in Angriff genommen und bei der Platzverteilung um jede Zeile gekämpft. Hier gilt: Wer schreit, hat recht.

13 Uhr: Das Chaos läßt ein wenig nach. Der größte Teil der Schreiber stürmt zum Mittag ins Sale e tabacchi. Die Pausengespräche drehen sich weiter rund um Layout, Text und Co.

14 Uhr: Weiter geht's – auf zum Endspurt. Der Ameisenhaufen taz wird wieder hektischer, Reporter, die über uns schreiben, rennen durchs Haus, Texte werden verschickt. Die Anzahl der fertigen Seiten wächst. Der lang erwartete Auslandsartikel (von einem „alten Hasen“ aus Paris) trifft ein, letzte Meldungen werden verfaßt.

15 Uhr: Wir müssen unsere Machtposition leider aufgeben, und nur die CvDs können noch etwas verändern.

16 Uhr: Das war's. Puh. Wahnsinn. Jetzt bleibt uns nur noch eins zu tun: auf die große Geburtstagsparty gehen und unseren Ruhm auskosten. Susanne Klingner, Hanna Pötter