■ Mit der Daimler-Bilanz auf du und du
: Alles nach GAAP

Berlin (taz) – Die Daimler- Benz AG hat ihre Jahresbilanz 1996 das erste Mal nach dem US-amerikanischen System erstellt. Nach den „Generally Accepted Accounting Principles“ (GAAP) wird die Bilanz überschaubarer und verständlicher, als sie das nach dem deutschen System ist. Denn seitdem Jürgen Schrempp den Vorstandssessel bei Daimler übernommen hat, ist der Aktionär und sein Gewinn (Shareholder-Value) wichtigstes propagiertes Unternehmensziel.

Die GAAP-Bilanz soll den Aktionären den Konzern nahebringen. Die üblicherweise nach dem deutschen Handelsgesetzbuch erstellten Bilanzen dagegen richten sich an Gläubiger, Eigentümer und das Finanzamt. Unternehmen äußern sich daher vorsichtig und zurückhaltend in ihren Bilanzen. Die eigentlich zur Bewertung eines Unternehmens maßgeblichen Kennzahlen stehen in deutschen Bilanzen überhaupt nicht drin. Aktionäre müssen sie selbst ausrechnen. Die Bilanz nach GAAP hingegen listet die Kennzahlen auf. Laut Daimler- Benz ist sie fair und liefert eine „zutreffende Darstellung der wirtschaftlichen Lage und des Ertragspotentials“.

Die Lage Daimlers hat sich laut der am Mittwoch vorgestelten Jahresbilanz verbessert. Das neudeutsch Operating Profit genannte Betriebsergebnis beträgt 2,4 Milliarden Mark. Im Jahr zuvor hatte Daimler – rechnet man nach der amerikanischen Methode – 7,2 Milliarden Mark Minus gemacht. Im vergangenen Jahr hatte Schrempp eine völlig andere Zahl als Betriebsergebnis genannt – nur 1,1 Milliarden Mark Minus. Denn damals hatte der Konzern noch nach dem Handelsgesetz-System gerechnet. 1996 ist auch das Net Income – also der Gewinn nach Steuern – von 5,7 Milliarden Mark Miesen auf Plus 2,8 Milliarden Mark geklettert.

Jürgen Schrempp führt das verbesserte Ergebnis auf die von ihm eingeleitete Umstrukturierung des Konzerns zurück. Immerhin hat Schrempp den niederländischen Flugzeugbauer Fokker im Frühjahr 1996 abgestoßen. Die Elektrogerätetochter AEG wurde ebenfalls abgewickelt. So sind in der GAAP-Bilanz 3,8 Milliarden Mark für die beiden Unternehmen zurückgestellt.

Außerdem konnte Schrempp 2,9 Milliarden Mark für die Luft-und Raumfahrttochter Dasa als Sonderposten abschreiben. Geldkuh war wieder einmal die Pkw-Sparte von Mercedes mit 3,1 Milliarden Mark Gewinn. Die amerikanisch gerechnete Bilanz hat auch der gestiegene Dollarkurs und andere Geschäfte aus höheren Devisenkursen verschönert. Allein 400 Millionen Mark Gewinn machte Daimler 1996 mit den Wechselkursen. ufo