Das Programm

Kommt da doch heute so'n Tüp in ein' knöchellang' Ledermantel an mein' Kiosk geglitscht. Ich grabbel schon nache Jägerzeitschrift Wild und Hund, da sagt der Tüp: „Könnten Sie vielleicht mal die Zeitschriften hervorholen, die Sie unter Ihrem Tresen liegen haben?“„Wenn Sie Kinderpornos und Naziliteratur mein', da läuft bei mir absolut nix!“sag ich, „und die letzte radikal ist vor fünf Minuten weggegang', an ein' Herr vonne Stattpartei.“„Holen Sie schon den Plunder hervor!“faucht er nu, hätt er gar nicht sein' Ausweis zeigen müssen, weil ich ihm das auch so geglaubt hätte, daß er vonne Kripo ist. Die machen ja inne letzte Zeit alle ein' auf Uwe Ochsenknecht, so auf dumpf-verbissen-leidend, wie er inne „Gäng“auftritt, das ist so'n TV-Bandwurm wie de Lindenstraße, bloß daß hier ein Gängster auftritt, der aussieht wie der EG-Kommissar Bangemann mit ein' Lagerfeldzopf. Der hat jedenfalls ein' Eid geleistet, daß er alle Dam', wo Uwe sich in verknallt, übern Jordan schubst. Weshalb Uwe denn auch so vertrabbelt ausse Wäsche guckt. Bevor der Kripo-Lurch nu nochmal sein' Mundgeruch in meine Richtung bläst, hol ich tatsächlich das Zeug vor, wo ich Komplexe hab, das öffentlich auszustelln, zun Beispiel: das letzte Exemplar von den berüchtigten Vorwärts, zwei Bayerkuriere und das Blatt Von Gestern, wo Stars in interwjut werden, die schon bischen ausse Mode gekomm' sind, wie Helmut Schmidt oder die

Jakob Sisters (die Tic Tac Toe ausse 50er Jahre). Der Kripomann guckt sich alles an, und denn seufzt er wie Herr Jagoda, wenn er de neueste Arbeitslosenzahln bekanntgibt. „Wieder nichts.“„Was suchen Sie denn?“fragt nu Studienrat Arnold mit sonne richtig mitfühlende Stimme, wie auch Blüm se immer kriegt, wenn er de zukünftige Rentner tröstet. Und jetzt bricht auch de rauhe Schale von den Kripobeamten weg, und er heult: „Ich such das neue Programm der SPD!“„Die haben –n Programm?“fragt jetzt Jung-unternehmer Aschler und kneift de Augen zusamm'. „Jawohl“, nickt der Kripo-Knabe, „und was für eins! Eins mit eindrucksvollem Profil, dabei eine echte Alternative zu dem konservativen Flickwerk, ein Programm, das unkonventionelle, aber einfache Lösungen der anstehenden Probleme aufzeigt, das dazu noch jeder versteht. Herr Scharping hatte es nach der Vorstandssitzung an sich genommen, es in seinen Rucksack gesteckt und den Rucksack auf den Gepäckträger seines Fahrrads geschnallt, soweit können wir den Fall rekonstruieren, aber dann bekam Herr Scharping einen Anruf auf seinem Handy, und als er sich seinem Gepäckträger wieder zuwandte, war der Rucksack weg...“Ogott, nu habn die endlich mal'n Programm und denn SOWAS! Und das Schlimmste: Wenn das in falsche Hände gerät ...