Spielsuchtvirus

■ Das Mini-Festival „TheaterMachtSchule“zeigt Ergebnisse eines Lehrfachs

Es macht süchtig, ist hochgradig ansteckend und verschont selbst die Kleinsten nicht. Theater sei ein Virus, meint Res Bosshart, künstlerischer Leiter von Kampnagel und diesjähriger Schirmherr von TheaterMachtSchule.

Das 8. Hamburger Schultheaterfestival bietet ab heute bis zum 23. April die Gelegenheit, die jüngsten Seuchenopfer im Malersaal, dem TiK, den Kammerspielen und auf Kampnagel zu bestaunen. Auch eine Straßentheater-Inszenierung zwischen der Galerie der Gegenwart und der Kunsthalle steht auf dem Programm.

Die 18 Produktionen könnten nicht unterschiedlicher sein: Vom Sozialdrama bis zur Bibelinterpretation reicht die Bandbreite an Themen, von Tanzstücken bis zum klassischen Sprechtheater die Genre-Auswahl. Von der 3. Klasse bis zum Abitur-Jahrgang sind fast alle Altersstufen vertreten. Kein gemeinsamer Nenner also?

Zwei Trends seien sichtbar, sagt Gunter Mieruch, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft für das Darstellende Spiel in Hamburg (LAG). Der Anteil an Eigenproduktionen steigt, und der an klassischen Theaterformen schrumpft. Die Lust aufs Experiment scheint in den Schultheatergruppen zu wachsen. Viel hängt aber von der Spielleitung ab: „Wenn die Kinder in den Kurs kommen, wollen sie oft ,richtiges' Theater spielen“, erzählt Sigrid Einstein von der Gesamtschule Wilhelmsburg. „Am liebsten Hamlet. Und jede Menge Möbel müssen auf der Bühne rumstehen.“Viele kennen nur das Ohnsorg-Theater aus dem Fernsehen.

Die richtigen Lehrer sind also gefragt. Die LAG, die das Festival zusammen mit dem Amt für Schule, dem Institut für Lehrerfortbildung und den Theatern organisiert, setzt sich nicht umsonst für einen Studiengang Darstellendes Spiel an der Uni Hamburg ein.

Fünf Stücke waren am Dienstag in Ausschnitten für die Presse zu sehen. Der Eindruck war eindeutig: Auch die seltsamsten esoterisch-religiösen Ambitionen des Lehrkörpers schaffen es nicht, den Spaß am Spielen und am Verkleiden zu vermiesen. Und manches ist zu schade, um nur von den Eltern beklatscht zu werden.

Barbora Paluskova

Sa, ab 11 Uhr: Kampnagel; Mo, ab 11 Uhr: Hamburger Kammerspiele; Di/Mi, ab 10 Uhr: Malersaal und TiK; Di, 16 Uhr: vor der Galerie der Gegenwart