Übermut mit Vorsatz

■ Laura Love eröffnet das diesjährige Festival der „Women in (E)Motion“mit ihrem Stilmix „Afro-Celt“

Laura Love, Amerikanerin mit knallrotem Baß und glasklarer Stimme, vermischt übermütig die verschiedensten Einflüsse und hat für ihre Mischung aus Folk, Funk, Rock und Jazz ihre eigene Kurzformel geprägt: „Afro-Celt“

taz: Wie kommt es zu dieser Melange aus afrikanischen und keltisch/europäischen Elementen in Ihrer Musik?

Laura Love: Genau erklären kann ich mir das selber nicht. Ich habe mich nie wirklich intensiv mit diesen verschiedenen Kulturen beschäftigt. Ich beginne jedes Stück mit einer Idee auf dem Baß, und die hat immer eine schwarze, funkige Färbung. Wenn meine Finger diese Läufe dann wie von selbst spielen können, beginne ich darüber etwas zu summen, und diese Melodien haben seltsamerweise jedesmal eine Stimmung, die eher an europäische Volkslieder oder Country-Songs erinnert. Als Kind von sehr hellhäutigen Afro-Amerikanern habe ich ja sowohl afrikanisches wie auch europäisches Blut in meinen Adern und mir scheint es so, als würde mein Körper sich an Dinge erinnern, die mein Kopf gar nicht wissen kann.

Dabei haben Sie ja mit einer eher eindimensionalen Musik angefangen: als Bassistin und später auch Sängerin in einer von den vielen Grunge-Bands in Seattle.

Ich wollte einfach nur lernen, Baß zu spielen, und Grunge war dafür ideal, denn man bekam Auftrittsangebote schon bevor auch nur einer in der Band sein Instrument halbwegs beherrschte.

Und dann wurden Sie die vielleicht einzige Künstlerin in der Geschichte der Medien, die durch einen Verriß in der Presse den rechten Weg fand.

Genau! Eine Kritikerin nannte unseren Auftritt „lästig und sinnlos“und sie fragte, warum ich solche dummen, rassistischen und sexistischen Texte singen würde. Das tat zwar weh, aber ich mußte ihr recht geben. Und so entschied ich mich, die Band zu verlassen und nochmal zur Schule zu gehen, um dann meine eigene, nicht ganz so dumme Musik zu machen.

Jetzt erinnern einige Ihrer Texte fast an Protestsongs.

Ich will nicht in meinen Liedern predigen, aber es ist mir auch wichtig, gegen die Mißstände, unter denen ich selber als Kind sehr gelitten habe, anzusingen. Ich bin unter sehr ärmlichen Verhältnissen großgeworden. Meine Mutter war psychisch krank, lebte lange Zeit in einer Nervenklinik und wurde als mittellose schwarze Frau mit Elektroschocks mißhandelt. Ich wurde zusammen mit meiner Schwester zwischen verschiedenen Heimen und Pflegeeltern herumgereicht, und wenn meine Texte ehrlich sein sollen, muß ich in ihnen auch solche Erfahrungen reflektieren.

Ihr Vater ist der Jazz-Saxophonist Preston Love. Hat er Ihnen bei Ihrer Entwicklung zur Musikerin geholfen?

Auf eine verquere Weise schon. Er hat sich nie wirklich um mich gekümmert, und ich habe ihn erst mit sechzehn kennengelernt. Damals bin ich eher zufällig in eines seiner Konzerte gegangen, habe mich ihm vorgestellt, und er hat mich sofort auf die Bühne geschubst und etwas singen lassen. Dieser Stoß ins kalte Wasser war für mich das erste große Erfolgserlebnis. Fragen: Wilfried Hippen

Laura Love tritt heute abend um 20 Uhr im Moments auf