Mit BIOGUT ist noch nicht alles gut

■ Die Biotonne breitet sich in den östlichen Berliner Bezirken aus. In Pankow wird ein Kompostwerk gebaut, damit der Hauptstadtabfall im Lande bleiben kann

„Der Senat plant eine Reduzierung der Berliner Siedlungsabfälle um circa 50 Prozent bis zum Jahr 2005“, heißt es im Abfallentsorgungsplan der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz. Bioabfall trägt zur Gesamtabfallmenge mit 25 Prozent einen gehörigen Teil bei. Das Lösungswort in Berlin heißt seit 1991: BIOGUT.

Im damaligen Versuch wurde ermittelt, wie hoch die Bioabfallmenge überhaupt ist, um darauf aufbauend ein geeignetes Sammelsystem etablieren zu können. Die ersten Bezirke mit einer grau- braunen Tonne waren Steglitz, Zehlendorf und Neukölln. Seit Februar 1996 haben die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) mit einer flächendeckenden BIOGUT-Aktion an Standorten begonnen, bei denen das wöchentlich zu entsorgende Restmüllvolumen mehr als 600 Liter beträgt. Bis heute sind dieser Aktion die Stadtbezirke Prenzlauer Berg, Weißensee, Hohenschönhausen, Marzahn, Hellersdorf und Pankow angeschlossen. Daß gerade diese Stadtbezirke ausgewählt wurden, hat einen logistischen Grund: „Bislang wird der gesammelte Bioabfall noch nach Brandenburg verbracht, in das Kompostwerk Schmachtenhagen bei Oranienburg. Das soll sich demnächst ändern. Das Kompostwerk Pankow- Lindenhof, das sich derzeit noch im Bau befindet, beginnt Anfang 1999 mit seinem Regelbetrieb“, erklärt dazu Ralf-Roman Karas, Verantwortlicher der BSR für die BIOGUT-Sammlung in Berlin. Dann bleibt der Berliner Abfall auch im Land Berlin. „Die Stadtbezirke wurden so ausgewählt“, fährt Karas fort, „daß sie sich in einem Umkreis von 20 Kilometern ringförmig um dieses neue Verarbeitungswerk gruppieren.“

Bioabfalltonnen stehen an Standorten, an denen nachweislich keine funktionierende Eigenkompostierung betrieben wird. Jedem Haushalt, der an der BIOGUT- Aktion teilnimmt, wurde von der BSR ein Vorsortiergefäß (10 Liter Volumen) zur Verfügung gestellt, damit schon in der Küche der Bioabfall separiert werden kann. Um eine hochwertige Kompostgewinnung zu erzielen, muß der Bioabfall auch „sauber“ sein, also frei von Restmüll.

Abfallexpertin Gudrun Pinn vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) sieht bei der Berliner Aktion noch Handlungsbedarf: Die Kommunikation mit den Verbrauchern müsse intensiviert werden – von Beginn an, und das Ziel der Sammlung müsse deutlicher herausgestellt werden. „Was macht man beispielsweise mit Korken oder mit Brotresten? Ein alphabetisches Verzeichnis von Bioabfällen, die für die Biotonne geeignet sind oder auch nicht, würde die Sammlung für die Verbraucher erleichtern. Der positive Marktwert des fertigen Produktes, nämlich Kompost, muß für die Bevölkerung noch stärker in den Mittelpunkt gerückt werden.“

Fleisch-, Wurst- oder Fischwaren sollten nur gelegentlich in die Biotonne wandern, sonst macht sich Ungeziefer dort breit. Das Umweltbundesamt in Berlin hat sich dieser Problematik angenommen und im Mai 1996 zehn Empfehlungen (siehe Kasten auf Seite 34) für den sachgerechten Umgang mit der Biotonne herausgegeben. Für bestimmte Personengruppen kann sich beim Umgang mit Bioabfällen eine gesundheitliche Gefährdung ergeben. Das betrifft Menschen, die infolge einer Immunschwäche besonders empfänglich für eine Infektion sind, und Allergiker, die überempfindlich auf Organismen (Pilze, Bakterien) reagieren.

Die Sammlung der gefüllten Tonnen erfolgt durch Fahrzeuge der Berliner Stadtreinigung, die, entsprechend umgerüstet, flüssigkeitsdicht und mit einem Preßwassertank ausgestattet sind. Einmal pro Woche werden die Bioabfälle abgeholt und direkt zur Aufbereitungsanlage gebracht.

BIOGUT-Sammeltonnen sollen, wie auch die anderen Wertstofftonnen, sowenig wie möglich mit Schadstoffen belastet sein. „Derzeit haben wir eine Störstoffquote von 5 Prozent“, berichtet Karas. „Und das ist ganz gut.“ Sind die Tonnen aber trotz nochmaliger Information ständig vermüllt, wird die Aktion an diesem Standort abgebrochen. Das ist nicht die Regel. „In einer telefonischen Befragung der Haushalte in den Sammelgebieten haben 80 Prozent die Aktion befürwortet“, sagt Karas. „Und 95 Prozent der Haushalte haben das Vorsortiergefäß für die Trennung der Abfälle in der Küche angenommen.“ Katrin Dreßler

Das gebührenfreie Info-Telefon der BSR: (0130) 1077