Alle wollen den Passat

■ VW-Boom: Die IG Metall ist für Neueinstellungen. Zeitarbeit vom Tisch

Hannover (taz) – Die Volkswagen AG will nicht mehr die eigene Zeitarbeitsfirma gründen, in der die Löhne unter dem VW-Haustarif liegen sollten. Dies sicherte das Unternehmen in der dritten Runde der VW-Tarifverhandlungen der IG Metall zu. Die Gewerkschaft brach am Donnerstag nachmittag dennoch die Verhandlungen nach nur eineinhalb Stunden fürs erste ab.

IG-Metall-Verhandlungsführer Jürgen Peters hatte zuvor von der Arbeitgeberseite verlangt, Neueinstellungen in den westdeutschen Volkswagen-Werken definitiv zuzusagen. VW-Verhandlungsführer Jürgen Schumm wollte lediglich Einstellungen „zukünftig nicht ausschließen“, der Personalbedarf müsse geprüft werden.

Nach Berechnungen des VW- Gesamtbetriebsrates braucht Volkswagen allein mindestens 400 neue Mitarbeiter in seinem Werk Emden, in dem das stark nachgefragte neue Passat-Modell gefertigt wird. Der VW-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Volkert drohte gestern, einem Teil der bisher geleisteten Überstunden nicht mehr zuzustimmen, falls VW nicht zu Neueinstellungen bereit sei. Auch die IG Metall hält wegen der „extremen Mehrarbeitssituation“ bei VW zumindest befristete Neueinstellungen für dringend erforderlich.

Wegen guter Verkaufszahlen und der Umstellung auf neue Pkw- Modelle liegen die Arbeitszeiten in den sechs westdeutschen VW- Werken seit langem um bis zu zwanzig Prozent über der tarifvertraglich geltenden 28,8-Stunden- Woche. Um die regelmäßigen Überstunden zu reduzieren, wollte VW zusätzliche Mitarbeiter zunächst über eine eigene Leiharbeitsfirma einstellen, in der nicht der VW-Haustarif, sondern der allgemeine IG-Metall-Tarif gelten sollte. Nach Angaben des Betriebsrates will die Konzernleitung nun Mitarbeiter aus dem Wolfsburger Stammwerk, in dem bisher weniger Überstunden anfielen, in das Emdener Werk beordern. Jürgen Voges