Rotierende Ehefrauen-Clubs

Ehefrauen mit Perlenclips, Ehefrauen in Anoraks, Ehefrauen in Saris: 3.500 Damen schwebten auf Rolltreppen und belagerten Buffets. Drei Tage lang gehörte das Berliner Kongreßzentrum ICC vergangene Woche einer weltweit operierenden Frauenorganisation, die es trotz exklusiver Aufnahmekriterien schon auf über 100.000 Beitritte gebracht hat. Die Mitglieder sind oder waren mit „rotarischen“ Männern verheiratet und erfreuen sich gleichzeitig an ihrer eigenständigen karitativen Organisation. Waltraud Salander, oberste Repräsentantin für Deutschland: „So stehen wir doch ganz anders vor unseren Männern da. Es redet uns keiner rein. Und gleichzeitig können wir sie fragen: Kannst du oder deine Firma mal was dazuschießen?“

„Rotarische“ Ehemänner – das sind Herren ab etwa Mitte Vierzig, die es zum wohlbestallten Handwerksmeister oder zum Steuerberater, zum Bankvorstand oder gar zum Bundespräsidenten gebracht haben. Seit 1989 sind durch Gerichtsbeschluß in ihren Clubs auch beruflich erfolgreiche Frauen, „Rotarierinnen“, erlaubt.

Versammelt hatten sich in Berlin jedoch nicht die „Rotarierinnen“, sondern eben – feiner Unterschied – die „Rotarier-Ehefrauen“, die ihre Organisation „Inner Wheel“ nennen und sich selbst so charakterisieren: sehr gute Berufsausbildung, meist durch den Mann gesicherte Existenz und großer Kinderreichtum. Die Augsburgerin Agnes Maria Schilling: „Wir geben unser Geld nicht für Goldgeschmeide und Weltreisen aus, sondern für die Kinder und ihre Ausbildung.“ Erscheint nach der Familienpause die Rückkehr in den Beruf schwierig, beginnt das Engagement bei „Inner Wheel“. Eine Hannoveranerin: „Es stellt sich die Alternative: Organisierst du dir für Freitagnachmittag ein Tennis-Doppel, oder machst du Besuche im Krankenhaus?“

Andere verkaufen auf Basaren selbstgemachte Quittenmarmelade oder verfrachten ausrangierte Hotelmöbel in Aussiedlerheime. Die deutschen „Inner-Wheelerinnen“ reichen jährlich eine Million Mark an SOS-Kinderdörfer weiter, an Kinderschutzzentren, für Sachmittel-Transporte nach Bosnien oder Estland.

Skandinavierinnen erstritten auf der 10. Weltkonferenz in Berlin eine Reform: Nunmehr dürfen nicht nur verheiratete, sondern auch ledige Gefährtinnen von Rotariern den Clubs beitreten. Aber wie ergeht es geschiedenen Rotarier-Gattinnen? Müssen sie die Clubs verlassen? Deutschland- Chefin Waltraud Salander: „Wir lassen die dann nicht hängen. Wenn die zweite Ehefrau auch will, geht sie eben in einen anderen Club.“ Barbara Debus