Rücktritte wegen Geiselnahme

■ Perus Innenminister und Polizeichef nehmen den Hut

Lima (AFP) – Wegen der seit über vier Monaten andauernden Geiselnahme in der japanischen Botschafterresidenz in Lima ist am Samstag Perus Innenminister Juan Briones Davila zurückgetreten. Er übernehme die politische Verantwortung für den Vorfall. Die Geiselnahme durch Rebellen der Revolutionären Bewegung Túpac Amaru (MRTA) sei durch „Schwachstellen“ in seinem Zuständigkeitsbereich erleichtert worden, sagte der General.

Auch Polizeichef Antonio Ketin Vidal Herrera legte sein Amt nieder. Er sagte im Rundfunk, er sei zurückgetreten, weil die Arbeit der Polizei systematisch in Frage gestellt worden sei.

Fujimori hatte erst am Vorabend sein Vertrauen in die Regierung bekräftigt und erklärt, er wolle keinen einzigen Minister austauschen. Insofern kam der Rücktritt überraschend. Zum neuen Innenminister ernannte Fujimori den General César Saucedo.

Wie die Tageszeitung La República unter Berufung auf Rebellenkreise berichtete, fordern die Rebellen nunmehr die Freilassung von nur noch 30 führenden und gesundheitlich angeschlagenen MRTA-Gefangenen, unter ihnen der Gründer der Bewegung, Victor Polay Campos. Bisher hatte die MRTA die Freilassung aller 400 Gefangenen verlangt. Der Erzbischof Juan Luis Cipriani, der in der Geiselkrise vermittelt, war am Samstag erneut eine Stunde bei den Geiselnehmern in der Residenz. Über den Inhalt des Gesprächs wurde zunächst nichts bekannt. Der stellvertretende Leiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Peru, Juan Pedro Schaerer, mußte unterdessen auf Drängen der Regierung das Land verlassen. Das Rote Kreuz, das in der Geiselkrise ebenfalls vermittelt, zeigte sich „beunruhigt“ und kündigte die Entsendung eines Vertreters aus Genf an, der mit Fujimori über den Vorfall sprechen soll. Aus Regierungskreisen war dem IKRK wiederholt Sympathie für die Guerilleros vorgeworfen worden.