Kommentar
: VEB-Stadthalle

■ Bremen – Abzocken leicht gemacht

Eins muß man dem Bremerhavener Stadthallen-Geschäftsführer Hans-Jürgen Krams lassen: Er versteht es, Staatsknete abzuzocken wie kein anderer und stellt das Ein-mal-Eins jedes Kaufmanns gekonnt auf den Kopf: Je höher die Verluste, desto lauter klingelt seine Kasse: Als Justus Frantz vor vier Jahren auf der Seebäderkaje spielte, regnete es in Strömen. Das „Konzertereignis des Jahres“fiel buchstäblich ins Wasser. Krams saß im Trockenen. Klugerweise hatte er sich die Verluste mit einer Bürgschaft absichern lassen und kassierte 200.000 Mark. Jetzt kriegt er nochmal 400.000 Mark für sein Scorpions-Konzert. Knapp 60 Pfennig zahlt jeder Bremer und jede Bremerin, um die Verluste von Herrn Krams aufzufangen.

Eine Rechnung, die allerdings nur in Bremen aufgeht. Von der schlechten Wirtschaftslage gegeißelt, schmeißen Regierung, Wirtschaftsressort und die Große Koalition jedem Geld in den Rachen, der nur laut genug schreit. Nach dem volkseigenen Betrieb (VEB) Vulkan und dem geplanten VEB-Ocean-Park, gibt es jetzt auch den VEB-Stadthalle. Gut angelegtes Geld, findet Krams. Schließlich erregte das Konzert Aufsehen und sorgte für Schlagzeilen. Recht hat er. Die Subventionsmentalität Bremens sorgt für Schlagzeilen und lockt eine besondere Art von Besuchern an: Abzocker, die wissen, daß es in Bremen was zu holen gibt. Denn, wo Dummheit regiert, haben die Klugen ein leichtes Spiel. Kerstin Schneider