■ Querspalte
: Bier und Buch

Heute ist der Tag des Buches. Und der Tag des Bieres. Wächst hier zusammen, was nicht zusammengehört? Oder ist einfach kein Tag mehr übrig im Jahr? Sind sie schon alle ausgebucht mit Muttern, Vattern, Weihnachten, Bäumen und Einheit, und müssen deshalb zwei Tage zusammengelegt werden? – Fällt mir ein: Buß- und Bettag ist doch gestrichen worden; sollte jetzt dafür Buch und Bier...? Die Alliteration jedenfalls stimmt.

Das ist aber auch das einzige, was stimmt, und wenn's denn unbedingt schön klingen muß, dann hätte ich ein paar inhaltlich besser zusammenpassende Vorschläge gehabt, wie zum Beispiel Branntwein und Bratkartoffeln. Auch Bourgeoistag fände ich hübsch. Insbesondere in Verbindung mit Tag des Bankrotteurs. Oder meinetwegen auch kombiniert mit Bakschisch. Oder Bypass. Das kann ja alles noch auf uns zukommen, wenn Sie bedenken, daß in den nächsten Jahren weitere Feiertage gecancelt werden. Am 25.Dezember gehen Sie dann malochen, und irgendwann im März gibt's den Tag der Wunderkerze bzw. den Tag des Großeinkaufs. Doch zurück zum Bier und zum Buch. Wer liest denn ein Buch, während er ein Bier zu sich nimmt? Bier trinken und Fernsehen gucken: ja; sich die Hucke vollsaufen und Bild-Zeitung gucken: ja; aber ein Buch? Ein Buch liest man, und dazu gehört allenfalls ein Täßchen Kaffee oder ein Gläschen Weißwein, wenn mich nicht alles täuscht. Das jedenfalls habe ich in Büchern gelesen. Übrigens könnte es auch sein, daß bei der Benamsung des heutigen Tages wieder Leute ihre Finger im Spiel hatten, die sich doch mehr Gedanken gemacht haben, nämlich geschlechtsspezifische Gedanken: Bier wird bekanntlich mehr von Männern weggetrunken, während Frauen eher mal ein Buch weglesen. Gerechtigkeitshalber möchte ich jetzt aber mal ein Wort für Männer einlegen, die ja nicht alle immerzu sturztrunken sind. Ich würde also vorschlagen, diesem Tag im nächsten Jahr einen anderen Namen zu geben: Tag der Fachzeitschriften und des Eierlikörs. Fanny Müller