■ Vorschlag
: Popstars aus der Walachei: Die Taraf de Haidouks in der HdK

In westdeutschen Fußgängerzonen oder in der Pariser Metro sind osteuropäische Straßenmusiker mit Violine und Akkordeon, und das sind häufig Roma, in den letzten Jahren ein gewohnter Anblick geworden. In Konzertsälen hat sich ihre Musik bisher noch nicht so recht etablieren können – von Ausnahmen einmal abgesehen. Die Taraf de Haidouks sind so etwas wie die Popstars unter den Romakapellen, seit sie sich 1991 beim englischen Womad-Festival mit einem virtuosen Einstand beim westlichen Publikum empfahlen. „Ehrbare Banditen, magische Pferde und böser Blick“, wie ihr zweites und bisher letztes Album hieß, verbrachte eine ganze Weile an der Spitze der europäischen Weltmusik-Charts.

Inzwischen gibt es kaum ein wichtiges Festival, bei dem die rumänischen Tarafuri noch nicht gespielt haben, und das nicht nur, weil ihre Musik so vielseitig kompatibel ist, sondern auch, weil sich die zwölfköpfige Gruppe gut zu vermarkten wußte. Das spricht für sie, denn sie haben mit ihren virtuosen Improvisationen rumänischer Epen und Balladen sowie lokaler Tänze auch einiges zu bieten. Der Begriff Taraf, der ursprünglich aus dem Arabischen stammt und dieses Ensemble kennzeichnet, weist auf die orientalische Färbung ihrer Musik hin. Die Gruppe stammt ursprünglich aus Clejani, südwestlich von Bukarest in der sogenannten Walachei gelegen, und hatte schon vor ihrem internationalen Durchbruch einen guten Ruf in der Gegend. Wie bei den meisten Dorfkapellen der Region üblich, setzt sie sich generationenübergreifend aus Mitgliedern lokaler Romafamilien zusammen, die üblicherweise am Stadtrand in der Tsigania, dem den Zigeunern vorbehaltenen Teil des Ortes, leben.

Dieses Leben an der Peripherie korrespondiert mit den Berufen, die sie dort ausüben. Es ist deshalb mehr als ein Klischee, daß die besten Musiker des Balkans oft Roma sind, weil das Erlernen von Instrumenten und Gebrauchsmusik-Repertoire von Kindesbeinen an dazu verhelfen soll, durch Auftritte bei Hochzeiten und Dorffesten Geld zu verdienen. Die Taraf de Haidouks haben es inzwischen ein bißchen weiter gebracht. Daniel Bax

Heute ab 20 Uhr in der HdK