Der Pseudo-Euro kommt

■ Symbolisch und probeweise wird jetzt die europäische Währung eingeführt

Ein soziales Experiment gigantischen Ausmaßes tritt in seine konkrete Phase: Vom 2. bis zum 11. Mai kann man in Berlin erstmals mit der europäischen Währung Euro einkaufen. Bereits jetzt tauschen die Filialen der Landesbank und Sparkassen D-Mark gegen die neuen Euromünzen.

Für zwei Mark bekommen Europafans an den Schaltern einen Euro. Die Münzen gibt es im Wert von 1,5, 2,5 und 10 Euro. Die krummen Werte der Geldstücke wurden gewählt, damit sie nicht mit den tatsächlichen Euromünzen verwechselt werden, die die Zentralbanken ab 2002 einführen. Die 1,3 Millionen Exemplare können zum Bezahlen nämlich nur während der vom Senat und der Europäischen Kommission veranstalteten Europawoche dienen – danach verlieren sie ihre Kaufkraft. Die Banken tauschen sie dann zurück.

Das KaDeWe und einige Geschäfte im Europacenter und am Alexanderplatz haben sich bereit erklärt, die Pseudo-Euros als Zahlungsmittel anzunehmen. Außerdem werden sie während des Europafestes am Alex (2.–4.5.) von Würstchenverkäufern akzeptiert.

Die Einführung der Silberlinge, die den Menschen das Mißtrauen gegenüber der neuen Währung nehmen soll, ist die bislang konkreteste, wenngleich nicht die erste Maßnahme des 1992 beschlossenen Experiments „Europäische Währungsunion“. Seit 1995 schon wetteifern die europäischen Staaten um die effektivste Sparpolitik, denn nur Länder mit einer jährlichen Neuverschuldung von unter drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts dürfen teilnehmen. Das führt schon seit Jahren zu Kürzungen von Sozialleistungen und Staatsausgaben. Hannes Koch