Ernst oder nicht

■ Eine Prenzlauer-Berg-Posse: Hat die PDS eine Bürgerbefragung manipuliert?

Wenn das Ergebnis einer Bürgerbefragung bei volkskammerverdächtigen 97,92 Prozent liegt; wenn Postkarten aus München, Potsdam und Berlin eine wundersam-ähnliche Handschrift tragen; und wenn Reinhard Kraetzer, der SPD-Bezirksbürgermeister von Prenzlauer Berg, von der PDS als Kriminalist bezeichnet wird; dann könnte etwas faul sein im Staate am Ernst-Thälmann-Park.

Die Posse in Kürze: Die CDU bringt im Oktober vergangenen Jahres einen Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung ein, den Ernst-Thälmann-Park an der Greifswalder Straße in Kulturpark umzubenennen. Anfang des Jahres ruft Bürgermeister Kraetzer zur Bürgerbefragung auf, und die PDS mobilisiert all ihre Reserven. Sie läßt Postkarten drucken und bittet ihre Mitglieder, diese (ausgefüllt pro Thälmann) zurück ans Bezirksamt zu senden. 3.165 Meinungen werden zu Wochenbeginn gezählt: 66 für eine Park-Umbenennung, 8 nicht verwertbare, der Rest votiert für eine Beibehaltung des Namens. Noch am Montag werden erste Stichproben genommen, und es erhärtet sich aufgrund von Schriftähnlichkeit der Verdacht der Manipulation. Die Polizei wird um graphologische Amtshilfe gebeten; der Fall liegt nun bei der Staatsanwaltschaft.

Wolfgang Bey, der lokale PDS- Pressesprecher, räumt ein, in Einzelfällen könne es gut sein, daß sich die Schriften gleichen – älteren Menschen sei geholfen worden, sich an der Aktion zu beteiligen. Bey vermutet hinter Kraetzers kriminologischem Engagement, daß dem SPDler das Pro-Thälmann- Votum nicht in den politischen Kram passe. Die Suche nach der Wahrheit läuft. Jens Rübsam