Unterm Strich

Dieser Tage wird der „Pate“ 25 Jahre alt. Man muß sich mal vorstellen, daß nicht nur Francis Ford Coppola, sondern auch die meisten Beteiligten damals davon ausgingen, daß dies ein kleines Popfilmchen werden würde, aus einer Popvorlage entstanden, den Weg allen Pops gehend.

Daß daraus inzwischen der Klassiker geworden ist, die amerikanische Iliade, straft alle Lügen, die behaupten, der Trend gehe immer mehr zur Cliphaftigkeit, zum Anekdotischen, Unbiographischen, Situationistisch-Ereignishaften. Ereignisse werden vergessen, Strukturen erinnert. Wer wird in zwei Jahren noch an „Twister“ denken? Wie berichtet wird Wim Wenders als einziger deutscher Regisseur beim 50. Filmfestival in Cannes vertreten sein. Sein Film „The end of violence“ (Das Ende der Gewalt), der zu den 27 Wettbewerbsbeiträgen um die „Goldene Palme“ gehört, setzt sich mit der Gewalt in Los Angeles auseinander. Die Hauptrollen der deutsch-amerikanischen Koproduktion spielen Andie MacDowell und Gabriel Byrne. Nach 35 Jahren läuft mit Michael Hanekes Funny Games erstmals wieder ein österreichischer Film im Wettbewerb.

Der sogenannte zeitkritische Film und eine Auseinandersetzung mit Gewalt bestimmten überhaupt das Programm der 50. Filmfestspiele. Gesellschaftliche „Notwendigkeit“ (!) sei neben der Qualität ein wichtiges Auswahlkriterium gewesen, sagte Festivalleiter Gilles Jacob bei der Präsentation des Programms für die Filmwochen vom 7. bis 18. Mai am Dienstag in Paris.

Mit dem Balkankrieg beschäftigen sich der Engländer Michael Winterbottom („Welcome to Sarajevo“) und der Italiener Francesco Rosi („La Tregua“). Rosis Film ist von Deutschland mitproduziert.

Mit insgesamt sechs Beiträgen sind US- Produktionen in Cannes zwar die zahlenmäßig größte Gruppe. Gilles Jacob betonte aber, es handele sich dabei um „falsch- echte“ Hollywoodfilme wie Studioproduktionen mit europäischen Regisseuren. Neben Frankreich, England und Italien sind auch China, Hongkong und Ägypten vertreten.

Die Jury ist oh, là, là!: Unter Vorsitz von Isabelle Adjani werden unter anderen Paul Auster, Luc Bondy und der kanadische Schriftsteller Michael Ondaatje („Der englische Patient“) dabeisein.