Für Fisch und Tischtennis und Dachdeckerfreaks

■ In den neuen Bremer Messehallen gibt es viel zu riechen, zu kühlen und zu vernetzen geben

Da stehen sie nun, die sechs Männer in Schlips und Kragen, wie kleine Spielpuppen sehen sie von oben aus, in dieser weitläufigen kahlen Halle. Immer wieder drehen sie sich im Kreis herum wie von unsichtbaren Fäden gezogen, jeder in einem anderen selbstgewählten Kreisel. Ihre Blicke wandern über eine leichtgetönte Fensterfront auf der einen Seite, vorbei an weißen Wänden, schlichten Säulen und einer Fernsehkamera. Staunende Blicke für den TV-Kasten. Es ist der erste offizielle Rundgang durch die neuen Bremer Messehallen auf der Bürgerweide – da sollen auch die ZuschauerInnen im Fernsehen dabei sein.

„Es war eigentlich ein unspektakulärer Bau“, spricht Bauleiter Hans-Joachim Torke in die Kamera, und die versammelten Herren von der Bremer Messe GmbH, der Stadthalle und der Hanseatischen Veranstaltungs-GmbH müssen lachen. Vergessen die abgerissene Eislaufhalle und der Vorwurf „heftigster Mauschelei“um die Auftragsvergabe. Da ist dem Bauleiter doch glatt der Termin vom ersten Spatenstich entfallen. „Das hatten wir doch gerade noch nachgeschlagen“, sagt er betreten zu der Herrenrunde, bis einer schnell ruft: „Der 1. Juni vor einem Jahr wars“. „Danke“. Vorwärts schauen wollen die Herren lieber: Vorwärts zum 7. Mai. Da eröffnet die erste Mammut-Dachdeckermesse „Dach und Wand“, „bis zu diesem Termin sollten wir fertig sein. Und das haben wir geschafft“, sagt der Bauleiter. Helme tragen muß in den Hallen keiner mehr, die halten die Herren lieber in der Hand. Denn „ab heute ist das keine Baustelle mehr hier.“Willkommen also in der „bezugsfertigen Halle“. „Betrachten Sie genau die Dimensionen“, sagt Torke zu der bisher noch kreiselnden Männerrunde, und die Herren marschieren weiter. Hände in den Taschen.

Bauarbeiter gibt es hier folglich keine mehr, in den insgesamt drei knapp zwölf Meter hohen Hallen. „Pardon. Das sind nur Nutzungshandwerker. Die legen noch letzte Hand an“, entschuldigt sich Bauleiter Torke, während Bau-, pardon Nutzungsarbeiter noch Decken weiß pinseln und mit dem Gabelstapler über den grauen Zementboden fahren. Sonst ist alles kahl dort und hallig. Feinste Glasfronten lassen Licht durch die noch ganz leere Halle 6 fluten, auf dem grauen Zementboden sind Reifenspuren zu sehen. Draußen, vor dem Fenster, stehen Baumreihen vom Bürgerpark. Sie sehen künstlich aus, wie eine Kulisse. Überall, ob vordere oder hintere Seite der Messehallen: überall Glas, Glas, Glas. Sicherheitsglas. Steineschmeißer würden kläglich daran scheitern. Doch für die „Tischtennismeisterschaften in diesem Jahr wird das gerade recht sein“, scherzt Messechef Rolf Henkhaus. „Dann prallen die Bälle wenigstens ab“.

Auch die Fische, für die ebenfalls geplante Fischmesse, würden sich in den Hallen pudelwohl fühlen. Alufarbene Lüftungsschächte ziehen sich an den Hallendecken entlang und landen oben im Dach, in der hauseigenen Klimaanlage. Dort laufen auch die Kabel für das angeschlossene Lichtwellenleiternetz: Das Bremer Messezentrum wird damit an die ganze Welt angeschlossen sein. Ein Drittel der insgesamt 125 Millionen Mark teuren Baukosten hat allein diese Technik verschlungen.

Mit imaginären Gerüchen von gekühltem Fisch in der Nase, Panikgedanken an eine ausfallende Klimaanlage (unter 12.000 BesucherInnen plötzlich ausbrechender Gestank) im Kopf und Bildern von durch Sicherheitsglas bretternde Tischtennisbälle vor den Augen verschwindet die Presse im Foyer. Ein Sekt spült die wirren Gedanken fort, hat da jemand etwa: „Ein Hoch auf die Messehallen“gesagt? kat