Nachgefragt
: Firmen total sozial

■ Projektleiter Leonhard Delnui aus Aachen über das Sponsoring sozialer Projekte

Werben und gleichzeitig helfen. Mit diesem Konzept wirbt der Verein „Sozialsponsoring“in der Stadt Aachen um Werbepartner in der Unternehmerschaft. Eine bundesweit einzigartige Idee, die Einrichtungen wie der Aachener Aidshilfe, Pro Familia, dem Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen pro Jahr rund 10.000 Mark einbringt. Wer als Unternehmer mindestens 500 Mark jährlich sponsert, darf sich dafür das Logo „Sozialsponsor in Aachen“an die Firmentür heften. Jetzt war der Vereinsgeschäftsführer Leonhard Delnui auf Einladung der Sozialbehörde, die solche Projekte in der Stadt anschieben will, in Bremen zu Gast. Wir sprachen mit dem Projektleiter über das Konzept.

taz: Ist es in Zeiten knapper Kassen schick, Sozialsponsor zu werden?

Leonhard Delnui, Vereinsgeschäftsführer: Ich denke, daß wir als Verbund sozialer Einrichtungen in Aachen sogar wollen, daß es schick ist. Bei uns brauchen immer mehr Menschen Hilfe, aber die Mittel werden gekürzt. Wir wollten durch das Sozialsponsoring einfach mehr Bewegungsspielraum kriegen.

Und die Firmen können ihr Image polieren. Wie paßt denn soziales Engagement mit einem Schokoladenfabrikanten zusammen?

All business is local. Man muß sich als Firma an seinem Ort nach außen darstellen. Wenn Firmen sich allerdings nach außen als Sozialsponsor verkaufen, intern aber Stellenabbau betreiben, dann geht das nach hinten los. Wir haben am Anfang tatsächlich überlegt, wen wir als Sozialsponsor eigentlich akzeptieren können. Solche Grenz-Firmen haben sich aber erst gar nicht gemeldet.

taz: Bei welchen Firmen hätten Sie denn Bauchschmerzen?

Überall, wo es unseriöse Sachen gibt, zum Beispiel im Geldanlage- oder Investitionsgeschäft.

Und was sind Ihre liebsten Kunden, wo es wie die Faust aufs Auge paßt?

Ich finde es zum Beispiel ganz wichtig, daß die Sparkasse bei uns ganz offensiv als Sozialsponsor auftritt. Das gibt uns eine gewisse Art von Seriosität. Aber auch jede Menge kleine Firmen sind uns recht.

Obwohl es dort auch ums Geldgeschäft geht.

Ja, aber meine Äußerung von eben war eher auf unseriöse Geldmakler bezogen.

Wie bekommen Sie den Widerspruch zwischen Wirtschaft und Sozialem hin?

Wir werben Unternehmen an und konfrontieren sie dann natürlich mit sozialen Randthemen wie Aids, Krebs oder Vergewaltigung, die gerade Unternehmer gern verdrängen. Weil sie immer nur in positiven Attributen denken. Die merken dann aber: Da sind Leute, die sind rührig und engagieren sich. Wenn wir es mit dieser Art von Öffentlichkeitsarbeit schaffen, soziale Bereiche positiv darzustellen, ist das schon viel. Fragen: kat