Dreisatz ins Schwimmbecken

Das Frühjahrspreisrätsel bei Bädern und Bussen beginnt: Ohne Taschenrechner gibt es kaum noch ein Durchkommen im Tarifdschungel und Rabattwirrwarr  ■ Von Britta Sutorius

Daß alles teurer wird, daran habe ich mich langsam gewöhnt. Diesen Preiserhöhungen im Alltag so zu begegnen, daß nicht regelmäßig am Ende jeden Monats Ebbe in der Kasse herrscht, erfordert marktwirtschaftliche Analysen und strategisches Denken auch im privaten Haushalt. Bei sogenannten Verbrauchsgütern ist ein Preisvergleich mit dem einfachen menschlichen Verstand noch leistbar. Anders hingegen sieht es bei Dienstleistungen aus. Hier erreicht die Kalkulation des sogenannten Preis-Leistungs-Verhältnisses ganz andere Dimensionen.

Die neuen Preisübersichten der BVG und der Berliner Bäder-Betriebe (kurz: BBB) bereiten mir deshalb Kopfzerbrechen. Welches Preis-Leistungs-Verhältnis ist für mich das beste? Bei der ersten Draufsicht auf die Preise der BBB wird mir klar: Ohne Dreisatz kommst du hier nicht weiter: „Sind nun die 60 oder die 90 Minuten, bezogen auf die Badezeit, billiger?“ Andererseits könnte ich ja auch direkt das Tagesticket nehmen. Aber wie lange bleibe ich denn realistischerweise im Schwimmbad? Oder soll ich mir die Rechnungen und immer wieder neuen Überlegungen sparen und direkt ein Abo kaufen? Wie oft muß ich denn im Monat schwimmen, damit es sich lohnt? Auf welcher Basis soll ich das nun wieder rechnen, auf der 60-Minuten- oder der 90-Minuten- oder gar der Ganztags-Variante?

Das wiederum hängt vom besuchten Schwimmbad ab, denn im Spreewaldbad muß ich 2 Mark bei jedem Besuch zuzahlen. Wird der Sommer schön, gehe ich sowieso lieber ins Prinzenbad. Damit nicht genug, kann ich ja noch zwischen der Halbjahres- und der Jahreskarte wählen. Gehe ich im Sommer so viel schwimmen, daß es sich lohnt, im Winter aber nicht? Wie nun wird denn der Sommer?

Vielleicht ist es ja bei der BVG einfacher. Zumindest braucht es hier keinen Dreisatz, ein kleiner Vorteil. Ob es günstiger ist, wenn ich mir direkt ein Jahresabo ABC-Premium zulege oder bei Bedarf die kleinste Einheit Monatsticket Standard AB erwerbe und ansonsten darauf hoffe, daß mir jemand seinen noch gültigen Einzelfahrschein überläßt, diese Entscheidung ist schon wieder wetterabhängig. Regnet oder schneit es wenig, dann reicht mir mein Fahrrad.

So entsteht das Frühlingspreisrätsel. Bringe die Preise in Verbindung mit deinem persönlichen Nutzungsverhalten, das wiederum abhängig ist von den Witterungsverhältnissen. Um das zu lösen, brauchte ich zwei weitere Dienstleistungen: den Wetterbericht, der Vorhersagen liefert, aufgeschlüsselt nach Jahres-, Halbjahres- und Monatsprognosen und eine Computersoftware, die mir, haarklein abgestimmt auf die jeweiligen täglichen Wetterbedingungen, das jeweils günstigste Angebot anzeigt.

Solange es das alles nicht gibt, entscheide ich mich für die Radikalkur beim Frühjahrsputz. Alles landet im Papiermüll, schwimmen gehe ich nur noch in den Berliner Seen, die sind umsonst und außerdem viel schöner, und Bahn und Bus benutze ich nur noch nach 20 Uhr und am Wochenende als eine Art BVG-Tramperin.