Rad + Bahn = Auto

Als „KurierGepäck“ läßt die Bahn AG Fahrräder im Auto transportieren. Selbst verladen ist billiger  ■ Von Matthias Fink

Wer die Fahrradtouren rund um Berlin schon abgegrast hat, kann das zweirädrige Fahrzeug auch einmal mit auf weitere Reise nehmen: ökologisch – mit der Bahn natürlich.

Früher hätte man das Rad, wenn man es nur am Zielort benutzen wollte, am Bahnhof aufgegeben. Inzwischen hat die Bahn diesen Service an die Gepäckbeförderungsfirma EMS abgegeben. Der Transport, im Bahn-Neudeutsch „KurierGepäck“, geht jetzt von Haus zu Haus. „Ohne daß Sie Hand anlegen müssen“, wirbt die Bahn. Ist das nicht total bequem? Wer die erste oder letzte Reiseetappe mit dem Fahrrad zurücklegen möchte, sieht dies vermutlich anders. Nur nach München und an verschiedene Grenzbahnhöfe, darunter Frankfurt (Oder), kann man das Rad noch liefern lassen.

An anderen Bahnhöfen kommen die aufgegebenen Räder gar nicht mehr vorbei. Sie werden, ebenso wie das übrige „KurierGepäck“, mit dem Auto transportiert, erläutert Peter Gomoluch von der Fahrrad-Hotline der Deutschen Bahn. Der Spaß kostet 46 Mark. Wer das Rad nicht selbst versandfertig verpackt, legt nochmal 10 Mark für die von der Firma EMS mitgebrachte Verpackung drauf.

Wer das Rad nicht aufgeben möchte, kann es häufig persönlich auf der Fahrt mitnehmen. Das ist noch nicht lange so selbstverständlich, wie es heute angepriesen wird. „1990 war es das Ziel der Bahn, keine Fahrradmitnahme mehr anzubieten“, sagt Michael Föge, Berliner Landesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs ADFC. Bei den damals bestellten Waggons wurde entsprechend nichts mehr eingeplant. Im weißen, schnellen ICE kann man etwa bis heute keine Räder mitnehmen. Bei den übrigen Schnellzügen hängt die Zahl der Plätze von den eingesetzten Wagen ab. Der ADFC hat die Bahn erfolgreich bekniet, in den verschiedenen Wagentypen Fahrradräume einzuplanen. „Das Interregio- Fahrradabteil ist einer unserer größten Erfolge“, so Föge. Noch besteht im InterRegio aber grundsätzlich Reservierungspflicht.

Im Nahverkehr dürfen die Räder dagegen grundsätzlich mit. Aber auch hier sollten Gruppen vorher nachfragen, ob wirklich noch Platz frei ist. Die offizielle Kapazität wird so berechnet, daß die Fahrräder nicht allzu eng stehen. So ist gewährleistet, daß jedes Fahrrad unversehrt an einem Bahnhof herausgeholt werden kann, möglichst ohne den Zug aufzuhalten. Für Gruppen kann sich die Zahl der Stellplätze sogar noch vermehren: Wenn alle gemeinsam aussteigen, kann der Waggon unbesorgt vollgestopft werden.

Auch tariflich hat die Lobby- Arbeit des ADFC („alle zwei Monate sind wir in Frankfurt am Main“) einiges verbessern können: In Berlin und Brandenburg gibt es seit 1. April die Mehrtages-Fahrradkarte. Innerhalb von vier Monaten – danach verfällt sie! – kann man an fünf Tagen die Karte gebrauchen und das ganze Gebiet der Länder bereisen. Wer als West-BerlinerIn schon länger Umland-Ausflüge gemacht hat, erinnert sich bei dem Procedere vielleicht an strengere Verfahren mit Mehrfachberechtigungsscheinen.

Auch das „Schöne Wochenende“ kann man mit einer Extra- Karte fürs Fahrrad noch schöner machen. Sie kostet sechs Mark und gilt für den gesamten Zeitraum des beliebten 35-Mark-Wochenend- Tickets. Ebenso nur in Nahverkehrszügen gilt die billigste normale Fahrradkarte. Sie kostet auch sechs Mark, gilt aber nur für eine Fahrt. Fernverkehrszüge zu benutzen kostet neun oder zwölf Mark, je nachdem, ob man eine BahnCard hat.

Während die Landesgrenze sich als Tarifgrenze im Portemonnaie bemerkbar machen kann, riskieren allzu spontan Reisende an der deutsch-polnischen Grenze, vor die Tür gesetzt zu werden. Rechtzeitig vor Beginn der Fahrt muß man sich um die grüne Zollerklärung bemühen, die bei Grenzübertritt an der Lenkstange hängen muß. Im Zug bekommt man sie offiziell nicht. Gnädige Zöllner mögen ein Auge zudrücken. Außerdem aber braucht man für den Transport im Nachbarland auch noch eine Fahrradkarte für die Bahn. Die muß man auf dem Grenzbahnhof holen. Zwar ist sie billig, aber ob auch der Zug solange wartet? Schwierig, erklärt Gomoluch. Der Hotline-Antworter sitzt zwar in Saarbrücken, kennt aber die Probleme, die etwa der InterRegio Dresden–Olsztyn am anderen Ende Deutschlands bereitet. „In Tantow kommt er 9.35 Uhr an und fährt 9.38 Uhr weiter. Das ist wohl zu knapp.“ Am sichersten ist es, vor der Grenze auszusteigen und mit dem Rad hinüberzufahren.

Fahrrad-Hotline der Deutschen Bahn Tel.: (0180) 319 41 94